Dienstag, 22. Dezember 2009

Fazit 2009

Da ich für die nächste Woche keine umwälzenden Neuigkeiten erwarte, mache ich hiermit mal meinen Jahresrückblick 2009…

Erst mal die berufliche Seite: die hat mich dieses Jahr besonders beschäftigt. Viel Stress, viel Chaos, viel alltäglicher Wahnsinn. Mit einigen Erfolgsmomenten zum Jahresende hin, und etwas mehr Entspannung… ich hoffe, das setzt sich nächstes Jahr fort. Diesmal habe ich auch gemerkt, wo meine Grenzen liegen, und dass mir die 45 Stunden auf Dauer doch arg zugesetzt haben. So gesehen bin ich froh, dass ich mittlerweile deutlich weniger arbeite.

Privat war 2009 ein ungewöhnliches Jahr. Zuallererst: ich hab im Januar eine Frau kennengelernt, die ich unheimlich gern habe. Wenn wir zusammensitzen, habe ich das Gefühl als wäre das völlig selbstverständlich, und wir wären schon seit frühen Schulzeiten die besten Kumpels. Wenn du das hier liest: danke, dass du für mich da bist!

Ansonsten das typische, sich jährlich wiederholende Gefühlschaos: hier verliebt, da enttäuscht, wiedermal unheimlich peinliche Dinge getan, wiedermal nur Sachen gefunden von denen man gar nicht wusste dass man sie suchen sollte…

Und Abschiede. Mit meinem 28ten Geburtstag habe ich auch den SMJG Stammtisch verlassen, weil ich somit über die Altersgrenze rutsche. Ja, ich hab mit BDSM zu tun, und es ist bezeichnend dass ich darüber wie selbstverständlich rede wie ich den Stammtisch verlasse, aber nicht wie ich ihn betreten habe. Die letzten drei Jahre dort waren für mich ungeheuer wichtig, und haben mir geholfen mit mir selbst deutlich besser im Einklang zu leben. Das einzige was ich schade finde, ist dass ich auf persönlicher Ebene auf dem Stammtisch (fast) nichts mitnehme. Es schmerzt ein bisschen, dass mich niemand auf dem Stammtisch vermissen wird. Aber gut, auch das war eine wertvolle Erkenntnis: auch da liegt nicht wirklich mein Glück.

Ich hab vor ein paar Tagen mal alte E-Mails gewälzt… Briefwechsel mit einer Klassenkameradin, und ein paar andere Schriftstücke, die schon mehrere Jahre alt sind. Teilweise ist es schon erstaunlich, wie wenig sich geändert hat: der selbe Kummer, die selben Freuden.

Trotzdem ist dieses Jahr irgendwie anders. Ich bin zum Beispiel zum ersten Mal in meinem Leben richtig eifersüchtig, und ich wurde zweimal tief gekränkt. Das klingt erstmal nicht so positiv, aber ich glaube, dass ich Ärger nicht mehr so leicht runterschlucke wie früher, und dass ich meinen Gefühlen eher freien Lauf lasse. Vielleicht hat mir das vorher gefehlt, vielleicht ist man es den Menschen die man mag auch manchmal schuldig, dass man ihr Verhalten scheiße findet. Auch da hat mich meine neue, gute Freundin einen wichtigen Satz gelehrt: “Lache bitte niemals über meine Witze, nur weil ich eine Frau bin.” Da steckt viel dahinter, was mir anfangs gar nicht so bewusst war.

Ich hab keine Ahnung, ob ich wirklich klüger, oder wenigstens anders, aus dem Jahr 2009 rausgehe wie aus dem Jahr 2008. Vielleicht eine Spur gelassener.

Zum Abschluss noch ein kurzer Kommentar zur Politik: wenn uns eins das Jahr 2009 gelehrt hat, dann dass es unheimlich schwer ist, dazuzulernen. Die Finanzkrise ist über uns hinweggefegt ohne dass jemand wirklich was draus gelernt hätte, und der Weltklimagipfel in Kopenhagen genauso. Und was für die Diplomaten und Manager dieser Welt gilt, gilt genauso für jeden von uns: sich selbst wirklich zu ändern, selbst in kleinen Schritten, ist viel anstrengender als man es sich vorstellt.

Donnerstag, 26. November 2009

Zu viel Offenheit

Eigentlich war ich ja immer der Meinung: zu offen geht eigentlich nicht. Je eher man einfach nur das sagen kann was einem gerade durch den Kopf geht, desto besser. Das habe ich versucht, Menschen die ich mag so anzubieten und auch so zu leben.

Aber ich glaube, ich bin jetzt hier an meinen Grenzen. Eine… tja… nennen wir sie mal “Kollegin” hat mir in den letzten Wochen wiederholt ihr Herz ausgeschüttet, und wir haben angefangen über buchstäblich alles zu reden was uns gerade beschäftigt. Da sie gerade das Single Dasein für sich entdeckt hat, waren da auch zunehmend Männergeschichten dabei.

Am Anfang war das kein Problem. Wir haben vorwiegend gechattet, und da ist es ja ohnehin schön anonym, und Sex Talk ist da ja sowieso normal.

Aber seit letzter Woche kriege ich gewisse Bilder nicht mehr aus meinem Kopf. Ich weiß, dass sie am Wochenende einen Kerl zu Besuch kriegt, und ich weiß auch genau was sie miteinander im Bett tun werden. Das bizarre ist: er ist mir in vielerlei Hinsicht verdammt ähnlich. Und ich kriege die Frage nicht aus dem Kopf, warum sie ihn nimmt, und mich kategorisch zurückweist. Wenn ich die Augen schließe, habe ich schon seit Tagen die Szenen im Kopf die sie mir beschrieben hat. Und einerseits erregt es mich total, und andererseits bin ich wütend auf mich, weil ich es nicht abstellen kann.

Ich bin eifersüchtig und verknallt. Ich weiß wie blöd beides ist, und dass es überhaupt keinen Sinn hat dieser Frau hinterher zu schmachten, aber ich tue es halt trotzdem. Wäre vielleicht auch wenig problematisch, wenn ich sie nicht schon so lange kennen würde, wenn ich nicht ständig mit ihr zu tun hätte, und wenn ich nicht eigentlich auch das Gefühl hätte, dass wir richtig gut zusammenpassen würden.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Sommer des Wahnsinns

Wenn ich die Zeit von April bis Oktober diesen Jahres zusammenfassen wollte, fällt mir partout kein besserer Begriff ein als: “Sommer des Wahnsinns”. Da waren einerseits ein paar private Turbulenzen… aber eigentlich war das bestimmende Thema die Arbeit.

Kurz gesagt ist im April diesen Jahres die Wirtschaftskrise bei uns eingeschlagen. Das alleine wäre noch nicht so schlimm gewesen – aber was dann folgte, war panischer, kopfloser Aktionismus. Erst wurde in unserem Projekt zusätzliche Samstagsarbeit verordnet – in der Hoffnung, mit dem schneller fertig werdenden Produkt schnell wieder Geld reinzuholen. Ein paar Wochen später wurde das Budget eingefroren, wenig später dann Kurzarbeit angekündigt… anschließend sämtliche Verträge mit Fremdkräften gekündigt.

Mindestens zwei Monate war an Arbeiten nicht mehr zu denken: die einen mussten ihre Überstunden abbauen, die anderen wurden vorzeitig aus dem Projekt rausgezogen, die dritten schauten sich mittlerweile nach neuen Jobs um. Erst als sich wieder in der Führungsetage rumgesprochen hatte, dass die meisten Projekttermine aufgrund mangelnden Personals erst am Sanktnimmerleinstag fertig werden würden,  wurde die Kurzarbeit Stück für Stück aufgelöst, und möglichst viel Personal wieder rückgeführt. Aber auch jetzt noch läuft die Arbeit auf Sparflamme: wichtige Fachkräfte sind uns über Nacht einfach abhanden gekommen, und sind derzeit kaum zu ersetzen.

Was mich am meisten schockiert hat, war diese vollkommene Planungslosigkeit. Monatelang sind alle Mitarbeiter – egal ob Angestellter oder Führungskraft – kopflos durch die Gegend gerannt, völlig unfähig angemessen zu reagieren. Meine Abteilung, der ich bereits zu Studienzeiten zugeteilt war, ist von einem Tag auf den anderen komplett (und ohne Vorwarnung) verschwunden. Wir wurden dann anderen Abteilungen, die ebenso über Nacht gegründet wurden, dann neu zugeteilt.

Ironischerweise habe ich durch dieses Tohuwabohu eher profitiert: ich habe heute einen festeren Arbeitsplatz als noch im April, bin genau in dem Bereich wo ich hinwollte, und konnte die Zeit nutzen, um gewisse Dinge umzusetzen zu denen ich in einem normalen Terminplan vermutlich nie die Chance gehabt hätte. Viele Kollegen hatten nicht so viel Glück, und es wird noch viel Zeit vergehen, bis der Scherbenhaufen einigermaßen aufgeräumt ist.

Das ist trotzdem noch Jammern auf hohem Niveau: praktisch alle haben noch ihren Job, und die Firma steht noch. Wir haben die Krise deutlich besser überstanden als viele andere Firmen. Aber zu sehen wie ein ganzer Standort in Schockstarre verfällt… das war schon eine bizarre Erfahrung. Selbst für die ältesten Mitarbeiter die ich kenne war das etwas nie Dagewesenes.

Samstag, 10. Oktober 2009

Wer bin ich?

Eine Woche, drei Frauen, dreimal einen Korb gekriegt… das ist selbst für mich ein neuer Rekord. Zwar lassen sich die drei Frauen überhaupt nicht miteinander vergleichen, weder in dem Verhältnis was wir zueinander haben noch in dem was gesagt wurde…

Aber eins ist mir plötzlich klar geworden: ich hab keine Ahnung was ich will. Was erwarte ich mir eigentlich von einer Beziehung, von Liebe, von… naja, dem anderen Geschlecht?

Mehr noch: ich hab nicht nur keine Ahnung – ich glaube, ich habe Angst, auszusprechen was ich will. Ich habe mir meine Profile nochmal angesehen, die ich bei diversen Online Communities habe… und hab mich selbst nicht wiedererkannt. Das bin doch nicht ich! Was versuche ich da für einen Eindruck zu vermitteln?!

Dort bin ich irgendwie… flach, eindimensional, konservativ, familiär…  so “normal”, und irgendwie langweilig.

Das ist nicht was ich bin, und das ist auch nicht was ich suche. Ich bin kompliziert, launisch, nerdig, vielseitig, dominant, tabulos – und ich muss anfangen, das als Stärke und Alleinstellungsmerkmal zu verstehen, und nicht als Last.

Sonntag, 6. September 2009

Die zwei Wahrheiten

Da heute wieder Stammtischnacht war, und wieder ein paar kleine Mosaiksteine zum großen Bild dazu kamen, möchte ich mal die Gelegenheit nutzen um mir eine Sorge von der Seele zu reden…

Was macht man, wenn man zwei völlig gegenteilige Meinungen hört, die beide nur wenig plausibel wirken, aber entscheidend dafür sind wie man selbst gewisse Entscheidungen trifft?

Etwas konkreter: ich hab eine Bekannte, die aus einem Forum aus der Moderation geschmissen wurde. Beide Seiten sind in einer dubiosen Form der Verschwiegenheitserklärung gefangen. Meine Bekannte behauptet dass sie gemobbt wurde, die Gegenseite behauptet die Verschwiegenheit dem gegenseitigen Schutz dient.

Mein Dilemma ist: je nachdem wem ich Glauben schenke, hat das Folgen mit wem ich zukünftig kooperieren will. Ich habe zu diesem “Fall” mittlerweile unzählige Meinungen gehört, und sie alle passen irgendwie nicht zusammen. Ich weiß einfach nicht wem ich glauben soll. Mein Herz schlägt grundsätzlich mal für den Underdog, und ich bin der Meinung dass eine Organisation grundsätzlich mal eher zu schlüssigen Antworten fähig sein sollte als eine Einzelperson, aber: im Endeffekt weiß ich nicht wem ich glauben soll. Dieses Gefühl beunruhigt mich, denn normalerweise fällt es mir leicht, zu einem Thema auch eine Meinung zu haben. Und ich stecke so tief in der Sache drin, dass es mir auch nicht egal sein kann wer Recht hat.

Natürlich hat es bei weitem nicht die selbe Ernsthaftigkeit, aber ich kann gerade nachvollziehen wie wohl viele Gerichtsprozesse laufen. Wie es an einem nagt, wenn man über das Schicksal von jemandem entscheiden muss, ohne je die volle Faktenlage zu kennen.

Sonntag, 23. August 2009

Nichts neues

Wie mir selbst auch gerade aufgefallen ist, habe ich jetzt schon eine ganze Weile nichts mehr geschrieben. Dafür gibt es auch einen simplen Grund: mir geht es gut.

Derzeit schweben mir einfach nicht genug diskussionswürdige Themen durch den Kopf. Das ist wie Watte im Kopf: solange ich jeden Tag ausreichend positiv beschäftigt bin, habe ich gar keine Muße, mir jenseits des relativ belanglosen Alltags irgendwelche Gedanken zu machen.

Keine Nachrichten sind also gute Nachrichten. Was mich zur Frage führt: was wäre wohl, wenn die Zeitungen nicht jeden Morgen gedruckt werden würden? Was, wenn genau so viele Nachrichten geschrieben werden würden wie tatsächlich existieren? Dann würde man wohl vor allem im Sommer so einige Wochen lang gar keine Zeitungen bekommen. Der Job des Redakteurs wäre zur Gelegenheitsarbeit verdammt – es sei denn, er überbrückt die Zeit mit etwas recherchedürftigeren Artikeln.

Ich fände das ein interessantes Experiment. Aus irgendeinem Grunde nehmen wir wie selbstverständlich an, dass es in allen Bereichen jeden Tag genügend Nachrichten gibt – so als ob die Erde wie ein Uhrwerk ständig interessante Informationen produziert. Dabei ist das doch sogar völlig kontraintuitiv: selbst das persönliche Gefühl sagt doch, dass Zeit relativ ist. Warum sollte das nicht auch im globalen Maßstab gelten?

Sonntag, 19. Juli 2009

Leben in drei Zahlen

Ich hatte gestern Nacht (dank einer guten Freundin) eine dieser sowieso schon seltenen Erleuchtungsmomente. Was aber noch erstaunlicher ist, dass sich diese Erkenntnis ganz locker auf einem Bierdeckel packen lässt:

  • Beziehungstyp: 6 Punkte
  • Sachtyp: 10 Punkte
  • Handlungstyp: 1 Punkt

Eben diese Freundin hat mit mir einen Psychographie Test gemacht, der eben obere Kennwerte ausgespuckt hat. Wichtig ist natürlich was diese Werte bedeuten, und auch wenn ich nicht mehr alle Details hier zitieren kann oder will: nur etwa 3% aller Menschen sind Sachtypen. 3% !! Die große, große Mehrheit dagegen aller Menschen sind Beziehungstypen. Das wirft auf das gesamte Leben, insbesondere auf die Schulzeit ein ganz neues Licht. Und es erklärt im Handumdrehen, was all meine wirklich guten Freunde mit mir gemeinsam haben.

Sehr faszinierend.

Dienstag, 23. Juni 2009

Krieg der Bilder

Jeden morgen nehme ich mir auf Arbeit ein paar Minuten Zeit, um die aktuellsten Nachrichten aus Iran zu verfolgen. Und es ist schon erstaunlich, wie ein einziges Bild, ein paar Sekunden Film heute härter und tiefer ins Bewusstsein einer Nation einschlagen können als eine Bombe. Ich habe die iranischen Demonstrationen für völlig chancenlos gehalten – bis etwa vor drei Tagen.

Richtig bewusst geworden ist mir das erstmals im zweiten Irak Krieg. Damals waren es die Aufnahmen einer GI-Leiche, die von irakischen Aufständischen durch die Straßen geschleift wurden.

Das muss die amerikanische Bevölkerung getroffen haben wie ein Blitzschlag: wir sind verletzlich.
Der zweite Schlag kam wenig später mit Abu Ghureib, und nochmal etwas später mit den Videos von irakischen Heckenschützen (die propagandistisch klever zu einer einzelnen Heldenfigur verschmolzen wurden).

So zynisch es ist, aber dem Iranischen Protest hätte vermutlich nichts besseres passieren können, als eine junge Frau die vor laufender Videokamera stirbt.
Ich hab das Video mir angeschaut, und es gräbt sich tief ins Gedächtnis ein, weil es erstens mal so unvorstellbar real ist, und zum anderen ein perfektes Sinnbild dafür ist worum es in den Protesten geht.

Ich hoffe natürlich, dass dies die Wende bringen wird für das iranische Volk… aber irgendwie komme ich um die Frage nicht herum: was wäre gewesen, wenn nicht gerade jemand zufällig diesen Moment mit der Handykamera aufgenommen hätte? Wäre der iranische Protest still und heimlich niedergeschlagen worden? Und hätten so viele Menschen das Video gesehen wenn es YouTube nicht gäbe?

Eine merkwürdige Zeit ist das, in der eine Handykamera entscheidend für die Zukunft eines Volkes sein kann.

Montag, 15. Juni 2009

London, Baby!

Am Freitag bin ich aus London zurückgekommen. Vier Tage war ich dort – nur ein Kurz Trip, aber immerhin.

Ich war ja schon letztes Jahr da, und irgendwas fasziniert mich an dieser Stadt. Es ist nicht so sehr die Größe und das Nachtleben. Natürlich auch – ich kenne keine Stadt, die bis tief in die Nacht hinein so lebendig bleibt. Aber ich kenne auch keine Stadt, die so schmutzig ist und so dazu steht. Die so zwischen Tourismus, altem Glanz und Neuzeit lebt. Wo die Leute so herrlich politisch unkorrekt sind.

Und wie ich diesmal festgestellt habe, kann man in London richtig gut essen. Ich empfehle, in die POD Bistros oder in eine der Wagamama Filialen mal einen Blick reinzuwerfen. Ich hoffe, dass das Konzept nach Deutschland überschwappt, und wir in Karlsruhe sowas auch mal bekommen. Fantastisches Essen zu guten Preisen – so lasse ich mir Fast-Food gefallen.

Wir haben unzählige Shops durchstöbert, haben dort Unmengen an Geld für DVDs, Comics und Spiele gelassen, waren in einem Musical (La Cage aux Folles), im Kino "(“Coraline” in 3D… ich kenn da eine gewisse Frau, mit der ich da gerne nochmal rein würde wenn der Film erstmal in der Schauburg anläuft! ;-) ), haben einige Pubs besucht, und haben einen schier unglaublichen Fußweg zurückgelegt.

Alles in allem ein sehr gelungener Urlaub. Und doch: als ich gestern zum Joggen durch Karlsruhe lief, fiel es mir doch positiv auf, wie sauber die Straßen sind, wie ruhig es ist und dass ich mich nicht ständig an Passanten vorbeiquetschen muss. London bleibt eben doch nur meine zweitliebste Stadt.

Montag, 1. Juni 2009

Falsche Freundinnen

Das Thema könnte aus jeder beliebigen Seifenoper stammen, aber aus aktuellem Anlass wiederhole ich es noch einmal…

Wie erkennt man wahre Freunde? Und vor allem: wie unterscheidet man sie von allen anderen – insbesondere wenn man emotional sowieso nicht ganz klar im Kopf ist?

Bei Männern glaube ich das Konzept mittlerweile halbwegs verstanden zu haben: wenn er zuverlässig ist obwohl es ihm nix bringt, wenn er die Wahrheit sagt obwohl er es nicht müsste, dann ist es ein Freund. Bei Frauen bin ich mir da immer noch unsicher.

Beispiel Nummer Eins: ich bin mit einer Kollegin vor Jahren ins Gespräch gekommen. Wir haben uns mehr und mehr unterhalten, und irgendwann saßen wir stundenlang im Treppenhaus, und haben ziemlich intime Details voreinander ausgebreitet. Irgendwann, als es mir ziemlich schlecht ging, und ich ihre Hilfe einforderte, brach sie von einem Moment zum anderen jeglichen Kontakt ab. Warum? Keine Ahnung.
Mittlerweile rennen wir uns wieder öfters übern Weg. Sie lächelt mich an, erkundigt sich wie es mir geht, und verwickelt mich regelmäßig in ein Gespräch. “Gut”, dachte ich mir, “geben wir ihr nochmal eine zweite Chance, und laden sie zum Kaffee ein.” Seitdem: Erst lahme Ausflüchte, dann nichts mehr.

Beispiel Nummer Zwei: Eine Frau auf einer Party kennengelernt, seitdem online jede Menge Kontakt. Über nahezu alles gesprochen, über alles geredet. Einerseits scheint sie jedes mal dankbar zu sein wenn ich mit ihr rede. Sie ist oftmals sehr einsam, und hat viele Sorgen. Aber sie erkundigt sich nie wie es mir geht, zumindest nicht aktiv. Sie interessiert sich auch in keinster Weise dafür, die Freundschaft irgendwie auszubauen.

Beispiel Nummer Drei: Eine Frau die ich auf einem Stammtisch hier in Karlsruhe kennengelernt habe. Wir sind in fast allen Dingen vollkommen konträrer Meinung, und doch fühle ich eine seltsame Verbundenheit. Vielleicht gerade deshalb – vielleicht weil ich glaube, dass es bereichernd ist sich mit dem eigenen Gegenpol auseinanderzusetzen. Ich hab lange nach einem Weg gesucht wie ich irgendwie eine Freundschaft aufbauen könnte, hatte auch den einen oder anderen sanften Anlauf dazu gemacht, aber es funktioniert einfach nicht. Ich finde ihre Ansichten und ihre Art ausgesprochen spannend – aber nur mit ausreichendem Abstand. Wenn ich zu nahe komme, rebelliert irgendwas tief in mir drin. Kopf und Bauch sind an der Ecke wirklich vollkommen unterschiedlicher Meinung.

(Ich hab noch ein paar Beispiele mehr, aber aus Platzgründen verzichte ich hier auf sie)

Natürlich ist die Frage berechtigt, ob mich wirklich freundschaftliches Interesse dazu treibt, mich für solche Frauen zu interessieren.
Ich weiß es echt nicht. Ich ärgere mich regelmäßig darüber, von solchen Menschen enttäuscht zu werden (kommt natürlich auch bei Männern vor, aber da funktioniert offenbar mein Instinkt besser), aber ich lern trotzdem nicht dazu. Vielleicht hege ich auch einfach überzogene Erwartungen, und renne deshalb regelmäßig mit dem Kopf gegen die Wand. Irgendwie sehr frustrierend.

Samstag, 30. Mai 2009

Ruhe

Der Begriff musste erst noch erfunden werden: “Betriebsruhe”. Darüber hat man sich bei uns in der Firma durchaus die Köpfe zerbrochen, denn “Zwangsurlaub” klang ein wenig harsch, und eine Betriebsschließung ist es nicht.

Fakt ist: ein nicht gerade kleiner Teil des Standorts steht seit heute still. Drei Wochen Freizeit – zusammengesetzt aus Urlaubstagen und Überstundenpauschalen – sollen dafür sorgen, dass die Leute ihre freie Zeit vor allem dann nehmen, wenn es ohnehin nichts zu arbeiten gibt.

Für mich ist das ironischerweise ein Glücksfall. Seit gut einem Jahr habe ich keinen richtigen Urlaub mehr gehabt, und es gab so viel Arbeit, dass es sogar für bezahlte, flächendeckende Samstagsarbeit gereicht hat. Und wir hätten wahrscheinlich auch noch weiter gemacht, wenn nicht von weit höherer Ebene diese Zwangspause eingerichtet worden wäre.

So sind wir jetzt ganz automatisch gegen diese künstliche Barriere gelaufen, und müssen – dem Himmel sei Dank – jetzt endlich Urlaub machen, und mit dem alten Projekt abschließen.

Und ich merke auch, wie Stunde um Stunde die Anspannung von mir abfällt. Solange es andauert merke ich das meist nicht, aber sobald es nachlässt, merke ich wie sehr das alles an meinen Nerven gezehrt hat.

Trotzallem bin ich froh. Die letzten zwei Wochen waren sehr produktiv, und wir haben gute Vorarbeit geleistet, um es das nächste mal besser zu machen. Warum alte Fehler wiederholen, wenn es noch so viele neue zu machen gibt? ;-)

Ich denke, das nächste halbe Jahr wird deutlich entspannter. Vieles spricht dafür. Und ich gebe zu: dass in diesen schwierigen Zeiten für mich auch noch eine Gehaltserhöhung rausgesprungen ist, macht mich auch ein Stück weit stolz.

Donnerstag, 21. Mai 2009

Prophet im eigenen Land

Seit Jahren wiederholt sich bei mir ein Spielchen, was mich langsam aber sicher in den Wahnsinn treibt. Das Spiel geht ungefähr so:
Person X sagt oder tut irgendwas. Bei mir klingeln die Alarmglocken, und ich warne: “Wenn du jetzt dieses oder jenes tust/nicht tust, wirst du in einem halben Jahr im Tal der Tränen landen.”
Ich krieg dann meistens eine abfällige Bemerkung à la “Du weißt doch gar nicht wie es mir geht”, und Person X entscheidet sich dann für genau das was ich ihr abgeraten habe.

Wenn das jetzt eine einmalige Sache wäre, würde ich das ja verstehen. Aber ich erlebe genau diese Situation seit Jahren. Immer mit anderen Personen, immer mit leicht veränderten Vorzeichen, aber eben doch. Ich will nicht überheblich wirken, aber mein Instinkt ist seit ein paar Jahren in der Hinsicht doch ziemlich gut geworden. Ich bin auch auf Arbeit recht gut darin, Probleme im voraus zu entdecken, und dann präventiv gegen sie anzugehen.

Nur: zumindest im privaten Bereich hört nie jemand auf mich. Gut, ich kann denjenigen keinen Vorwurf machen. Einige davon sind nur flüchtige Bekannte, die kennen mich nicht lange genug um mir so tief vertrauen zu können.
Aber ich stehe regelmäßig, immer wieder, daneben und muss hilflos mit ansehen wie meine Worst-Case Prognosen einschlagen. Und das strengt auf die Dauer unheimlich an – so als ob ich zum Zuschauen verdammt wäre. Ich bin wie der Typ im Kino, der aufgeregt vom Sitz springt und ruft: “Geh nicht da rein! Es ist eine Falle!” – in völliger Ignoranz dessen dass der Film schon längst abgedreht ist.

Auch aktuell hab ich so einen Fall. Die Beziehung einer Freundin ist gerade auf äußerst schmerzhafte und plötzliche Weise zerbrochen. Ich steh daneben, und würde ihr gerne helfen. Ich denke, ich weiß sogar wie ich ihren Schmerz lindern könnte (der derzeit wirklich enorm groß ist), und vor allem denke ich, könnte ich verhindern dass sie mental eine dauerhafte Narbe davon trägt. Nur: sie nimmt mich nicht ernst. Das frustriert doppelt, weil ich mich zum einen gekränkt fühle, und zum anderen jetzt diesen langen, langen und völlig unnötigen Leidensweg von ihr mitkriegen werde.

Warum nur??? Wenn ich zynisch wäre, könnte ich vermuten dass diese Frau den Schmerz geradezu sucht. Damit sie rückblickend mit einem ehrlichen Schaudern erzählen kann, mit welcher eiskalten Grausamkeit ihr Ex sie so als Häuflein Elend zurücklassen konnte.

Ich versteh es einfach nicht. Ich hab auch schon geheult wie ein Schlosshund, ich hab auch schon völlig irrational monatelang einer Frau hinterher geschmachtet die mich verlassen hat, bis ich total kaputt war. Aber ich hab draus gelernt, ich nehm das heute lockerer. Ich hab vor allem auch verstanden, dass der Schmerz nur sehr wenig mit Liebe zu tun hat.

Tiefe Gefühle bedeuten nicht gleichzeitig, dass man automatisch tief verletzt wird. Das muss nicht sein.

Montag, 11. Mai 2009

Vergessen

Ich hatte heute einen bizarren Moment der Klarheit. Ich saß heut morgen trantütig an meinem Arbeitsplatz (Montage, insbesondere die frühen Stunden sind nicht meine Stärke), und schaute den Code an an dem ich jetzt schon eine Weile rumschraube.

Irgendwas seltsames fiel mir darin auf, und ich suchte in Google nach einem passenden Artikel… und dann durchfuhr es mich wie ein Blitz.
Ich will hier nicht auf Details eingehen, aber mir fiel plötzlich eine Lösung ein, die eine Menge von meinem mühsam hingefrickelten Code mit drei Zeilen erschlagen würde – und das wesentlich mächtiger, flexibler und komfortabler als ich es je selber hinkriegen würde.

Das alleine wäre nicht ungewöhnlich, sowas passiert schon öfters mal. Was seltsam daran war, dass ich diese Lösung schon mal gesehen hatte. Ungefähr vor einem Jahr, als ich mich mit dem Thema beschäftigt hatte. Ich hatte mir das damals angeguckt, und auch ausprobiert. Ich hab nur vergessen, die logische Konsequenz daraus zu ziehen. Ich hab mir dann eine Behelfslösung gestrickt die so einigermaßen funktionierte. Rückblickend gesehen muss ich da geistig umnachtet gewesen sein.

Hätte ich das damals gepeilt, hätte ich mir – und einigen anderen – ein paar Wochen Arbeitszeit und viel Ärger im vergangenen Jahr erspart. Für eine gute halbe Stunde saß ich wie paralysiert da, bis ich dann anderen von meiner Erkenntnis berichtete.
Niemand legt mir das negativ aus (die sind ja schließlich auch nicht auf die richtige Lösung gekommen), aber die Tatsache dass ich die Antwort schon in den Händen hatte, und einfach ignoriert habe… das irritiert mich gerade zutiefst.

Was habe ich denn noch so alles vergessen, was eigentlich wichtig wäre?

Mittwoch, 6. Mai 2009

Spam Lyrik

Vor drei Tagen hatte ich überraschend eine Mail im Postkasten (Absender: Claudia McClain), dessen Gedicht mich doch irgendwie fasziniert hat. Ich will es an dieser Stelle mal veröffentlichen (unbearbeitet):

Sind jetzt, ohne Widerstreit,

Der dein stillstes Glu:ck gesehn;
Und springen im Gras herum;
Und ka:mest endlich gar hinauf
Kaum zittert durch die Mittagsruh
als wenn Soldaten ziehn ins Feld,
Krachen und Heulen und berstende Nacht,
Sie aber schon um achte
Was sagt' der Herbst der Ros' ins Ohr,
Es kommen andere Zeiten!
Doch reissen auch die zarten Fa:den,

Was viele nicht wissen: Spam Filter sind mittlerweile sehr, sehr intelligent geworden. Sie prüfen nicht nur auf Absender und verdächte Betreffzeilen, sondern auch auf die Stimmigkeit des Textes, und auf alle Anzeichen die darauf hindeuten dass eine Maschine die Mail verfasst hat.
Die Spammer dagegen versuchen mit immer größerem Aufwand diesen Filtern zu entgehen, und versuchen zumindest einige Brocken natürlicher Sprache zufällig in ihre Unmengen an Spam Mails einzustreuen. Dazu bedienen sie sich ganz gerne aus Nachrichten, aber auch Prosa und Lyrik. Der Computer mischt diese Textfragmente so gut und sinnvoll es geht… und so entsteht das was das Nachrichtenmagazin “der Spiegel” so passend “Spam Lyrik” getauft hat.

Wenn ihr das nächste Mal also so achtlos eure Spams wegschmeißt, schaut doch mal genauer hin. Vielleicht findet sich ja ein kreatives Juwel zwischendrin. ;)

Sonntag, 3. Mai 2009

Angst vorm Verletzen

Zur Abwechslung mal was privateres: Samstag Nacht habe ich den berühmten Satz gehört, den der eine oder andere vielleicht kennen dürfte:

“Ich hab einfach Angst dass du dich in mich verliebst.”

Nicht zum ersten Mal, muss ich zugeben. Mir wurde schon mehr als einmal vorgeworfen, dass ich mich emotional zu schnell in etwas reinstürze (nein, diesmal nicht. Ich bin nicht verliebt.)

Aber ich finde, man sollte mal kurz innehalten, und sich diesen Satz auf der Zunge zergehen lassen. Was heißt er eigentlich?

Angst wovor? Angst vor der Verantwortung? Angst vorm Verletzen? Sollte nicht derjenige Angst haben der verletzt wird, statt derjenige der verletzt?

Das Phänomen kennt man ja auch woanders her. Ich hab auf Arbeit auch so Teamfindungsmaßnahmen mitgemacht, wo wir den anderen loben mussten. Kritisieren ist ziemlich einfach, aber jemanden loben… das hat irgendwie was sehr intimes, verletzliches. Ich vermute, weil man sich dagegen nicht wehren kann. Wenn man ein Lob abschmettert, entwertet man denjenigen der lobt, und niemand sieht sich wohl selbst gern als der Böse.

Genauso wohl hier: jemand Verliebtes abzuweisen, wirkt hart und egoistisch.

An der Stelle würde ich mir aber trotzdem öfters etwas mehr Egoismus wünschen. Wenn ich mich verlieben sollte, ist das MEIN Problem. Ich muss das kommunizieren, ich muss mich mit der Situation arrangieren. Ich muss gegebenenfalls auch Konsequenzen daraus ziehen, wenn mir das schadet.

Dieser Satz: “Ich hab einfach Angst, dass du dich in mich verliebst.” gibt mir das Gefühl, als wäre ich ein Kind auf das man aufpassen müsste. Als müsste ich da behütet werden, weil ich keine Kontrolle über mich habe. Auch wenn es nett gemeint ist: sowas kränkt mich.

Montag, 27. April 2009

… tausend mal ist nichts passiert

Ich hab heute im Internet die Nachrichten zur Schweinegrippe mitgehört, und mir kam die zugegebenermaßen makabere Assoziation zu einem Tom Clancy Roman, den ich vor Urzeiten gelesen habe… dort verübte eine Terrorzelle einen Biowaffenangriff auf einen Flughafen. Einfach ein kleines Glasröhrchen in die Ventilation geworfen, und das war’s.

So zynisch die Frage sein mag, aber: warum passiert sowas nicht? Wir haben zwischen 6 und 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, nicht gerade wenige davon mit einem ordentlichen Gewaltpotential. Jeden Tag sterben Menschen durch Gewaltverbrechen, aber der absolute Ernstfall ist bisher immer ausgeblieben.

A propos Ernstfall: auch die normalen Unfälle halten sich doch erstaunlich in Grenzen. Wenn man sich mal so durchliest wieviele Atombomben abgestürzt oder schlicht verschollen sind, und man an die vielen Beinahe-Unfälle mit Flugzeugen und Kraftwerken – und ähnlichen Großanlagen – denkt, passiert doch verdammt selten etwas.

Ich glaube nicht, dass es etwas mit Sicherheit zu tun hat. Perfekte Sicherheit gibt es nicht. Ich weiß das, ich arbeite schließlich in der Qualitätskontrolle. Ganz besonders bei Böswilligkeit gibt es im Endeffekt nichts, was wirklich hilft. Ich glaube auch nicht an Vernunft – wirklich große Dinge entziehen sich schlicht dem Verstand.

Aber ich glaube mittlerweile, dass es sowas wie einen siebten Sinn gibt. Wenn es ums Überleben von vielen Menschen geht, springt irgendwo etwas an was uns zu außergewöhnlichem Scharfsinn bringt. Wie den sowjetischen Kommandanten, der in den 1980ern den dritten Weltkrieg verhindert hat, weil er den eigenen Messgeräten misstraute und seinem Instinkt folgte.

Ich finde, das ist durchaus ein Hoffnungsschimmer. Im Alltag mag regelmäßig unglaublich viel in die Hose gehen, aber offenbar haben wir Menschen insgesamt gesehen doch einen intakten Überlebensinstinkt.

Samstag, 11. April 2009

Shit happens

Ich komme gerade aus dem Kino... "Religulous". An und für sich kein Film den man gesehen haben muss, aber er hat mich zum Nachdenken gebracht. Und ich hab den Eindruck, dass ziemliches vieles in der Welt was schief läuft daran liegt, dass Menschen die trivialste aller Wahrheiten ignorieren: Shit happens.

In so vielen Bereichen sind wir davon überzeugt, dass wir nur alles richtig machen müssen, und dann geht nichts schief. Das ist auch der zentrale Kern aller Religionen: "Lebe wie ich es dir sage, und dir wird nichts schlimmes passieren."
Das ist nunmal Quark - selbst Menschen mit einem astreinen Lebenslauf kennen Schicksalsschläge.

In der Finanzwirtschaft hat man stattdessen die Vogel-Strauß-Politik verfolgt: solange ich Probleme ignoriere, existieren sie auch nicht. Das System wird nicht scheitern, weil es nicht scheitern kann.

Sogar in meinem Beruf merke ich das: scheitern gilt als Zeichen von persönlicher Schwäche, deshalb passieren per Definition schon keine fundamentalen Fehler. Okay, das Projekt verschiebt sich vielleicht, und vielleicht müssen alle etwas härter und länger arbeiten als vorher... aber dass sich jemand wirklich mal hinstellt und sagt: "wir haben fundamentale Fehler begangen"... das passiert ganz selten.

Das geht runter bis auf den sozialen Bereich. Manche Menschen haben so panische Angst vor dem Scheitern einer Beziehung dass sie es gar nicht erst versuchen. Andere, die tatsächlich den Sprung gewagt haben, versuchen mit teilweise grotesken Mitteln das Glück zu erzwingen. Wäre das Leben nicht so viel einfacher, wenn wir friedlich und ungezwungen zusammen kommen könnten, und ebenso friedlich wieder auseinander?

Fehler passieren. Und nicht nur hypothetisch, sonder sehr, SEHR regelmäßig. Nicht alle davon sind vermeidbar, viele passieren trotz bester Vorbereitung und guten Willens trotzdem. Und dann wiegen sie umso schwerer, weil wir bereits den Gedanken daran (und somit jeden Lösungsweg) verdrängt haben.

Fehler sind ein fundamentales Prinzip einer Welt die nunmal selbst alles andere als perfekt ist. Deshalb halte ich es auch für sinnvoll, rechtzeitig zu lernen zu versagen. Da ist schon was dran am Sprichwort, dass man erst lernen sollte zu verlieren bevor man lernt zu siegen.

Freitag, 3. April 2009

Flucht

Ich bin grade Hals über Kopf von einer Geburtstagsparty geflohen. Und ich wünschte, ich wüsste wenigstens warum. Irgendwas hat gerade in meinem Kopf "Click" gemacht, und mir gesagt dass ich schnell an die frische Luft muss.

Wenn ich gefragt wurde warum ich so abwesend bin, hab ich behauptet dass es halt ein anstrengender Tag war. Das war gelogen - ich bin zwar erschöpft, aber um kurz vor acht war meine Stimmung eigentlich noch ziemlich gut. Schlecht wurde die erst direkt vor der Wohnungstür.

Ist leider nicht das erste mal, dass mir sowas passiert. Manchmal reagiere ich auf Kleinigkeiten unwahrscheinlich empfindlich. Und dann bin ich total neben der Spur, und keiner versteht warum.

Fakt hier war: ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen. Irgendwie alles schien zu schreien: "du gehörst nicht hierher!"
Und der Grund, weshalb ich da überhaupt hingekommen war, schien mir immer abstruser. Was genau versuche ich mir hier eigentlich zu beweisen? Was verspreche ich mir hier? Ich schau mich um, und fühle mich plötzlich unsagbar einsam unter all den Leuten. Selbst die die ich glaube zu kennen, wirken plötzlich sehr fremd. Das ist einfach keine Party auf der ich wirklich sein will.

Nein, ich will nicht mehr. Es sieht zwar blöd aus, eine Party vorzeitig zu verlassen, aber es ist das beste. Ich muss mich nicht unnötig quälen. Ich verabschiede mich beim Geburtstagskind und verschwinde wortlos durch die Tür.

Montag, 30. März 2009

Kühe

Ich hab heute auf dem Weg zur Post gelesen, dass man darüber nachdenkt, Kühen Fischöl ins Futter zu kippen, um ihren Methan Ausstoß zu regulieren.

Wer hätte vor zehn Jahren nicht lauthals gelacht, wenn jemand vorgeschlagen hätte die Welt zu retten indem man die Verdauungsproblemen von Kühen behebt?

Klingt heute gar nicht mehr so absurd, finde ich.

Donnerstag, 26. März 2009

Die Krise

So, jetzt ist es endlich soweit. Die Krise hat auch uns erreicht. Noch gar nicht so sehr finanziell als emotional. Die Stimmung auf Arbeit ist spürbar gedrückt, und man merkt dass so langsam die Angst in die Knochen schleicht.

Das ist wahrscheinlich das was am ehesten zusetzt: die Ungewissheit, die Unsicherheit, die "Angst vor der Angst" von der eine sehr beeindruckende Frau viel erzählen könnte (wo ist sie eigentlich? Ich hoffe, ihr geht es mittlerweile besser).
In meinem Fall kommt noch dazu, dass alle Projekte außenrum eingestampft werden, nur unseres nicht. Auf einigen Fluren herrscht mittlerweile gespenstische Leere. Denn wir sind ein "Innovationsprojekt", auf uns setzt die Unternehmensführung ihre Hoffnung. Unsere wichtigste Produktlinie wird durch diese Software in den nächsten 15, 20 Jahren dominiert werden. Nur: wir sind uns ziemlich sicher, dass wir in einer Sackgasse stecken. Das wussten wir schon vor der Krise, aber jetzt ruhen alle Hoffnungen auf uns - und das beruhigt mich nicht gerade.

Die Anspannung ist entsprechend derzeit fast unerträglich. Tiefster Zynismus macht sich breit, obwohl bisher ja niemand von uns Federn lassen musste.

Ja, ich geb zu: ich hab Angst. Ich glaube, das ist zur Zeit auch durchaus angebracht. Auf der anderen Seite ist das möglicherweise die Art von Sturm aus der man gestärkt zurückkehrt - sofern man ihn übersteht.

Eine gute Sache hat das alles: man rückt zusammen. Ich hab heute mit einer Kollegin ein recht herzliches Gespräch geführt, mit der ich mich eigentlich unheilbar verkracht hatte. Ein Jahr lang sich aus dem Weg gegangen, aber Gemeinsamkeiten (und seien es gemeinsame Sorgen) verbinden halt doch.

Samstag, 21. März 2009

Ausdauer

Hurra, ich lebe noch!
Und darüber bin ich tatsächlich ein wenig überrascht, denn immerhin ist dies der erste Abend seit zehn Tagen, an dem ich nicht dagegen kämpfen muss, umzukippen.

Erst fast fünf Tage LAN-Party (zwischenzeitliches Schlafen, teilweise arbeiten, Einkaufen und Aufräumen natürlich inbegriffen), dann Großeinkauf beim IKEA inklusive Möbel aufbauen sowie kochen, dann ab Dienstag wieder auf Arbeit und gegen die aufkeimende Krankheit ankämpfen, Mittwoch wieder kochen und fernsehen bis in die Nacht hinein mit einem Freund, am Donnerstag anschließend an die Arbeit 13 Stunden lang geschlafen, am Freitag abends ins Konzert, was immerhin für gut 5 Stunden schwüle Hitze und stehen auf einem Platz bedeutete, Samstag arbeiten und jetzt endlich frei.

Erstaunlich fand ich vor allem, dass ich die ganze Zeit auf Arbeit meine hochkommende Grippe erfolgreich mit Tee unterdrücken konnte, und die zwischenzeitlichen Schlafphasen wirklich gereicht haben. Und ich war mir von vorneherein eigentlich ziemlich sicher, dass es genau bis Freitag abend reichen würde, um wieder auf die Beine zu kommen, so dass ich das Konzert wirklich genießen konnte.

Ich sollte das natürlich nicht allzu oft ausprobieren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich früher nicht so viel ausgehalten habe.

Samstag, 7. März 2009

Geheimnisse

Mit 18 Jahren hat mich ein bestimmtes Ereignis (Cherchez la femme...) zu der Überzeugung gebracht, das Geheimnisse schlecht sind, und vermieden werden sollten. Nach einigen negativen (aber zugegeben einigen auch zutiefst positiven) Versuchen immer die Wahrheit zu sagen hab ich festgestellt, dass das so nicht durchführbar ist. Viele Menschen fühlen sich auf den Schlips getreten, wenn man allzu direkt ist. Also modifizierte ich meinen Entschluss ein wenig: ab jetzt wollte ich zumindest nicht mehr lügen. Meine Regel war:

"Wenn jemand die Frage kennt, verdient er auch die Antwort." Sprich: wenn jemand explizit nachfragt, ist er vermutlich schon so weit auf die Antwort gefasst dass er auch damit umgehen kann.

Das hielt erstaunlich lange - bis ich voll ins Arbeitsleben eingestiegen bin. Das war auch etwas, was mir die erste Zeit unglaublich auf den Magen geschlagen hat: dass ich lügen muss, um anderen Leuten nicht auf die Füße zu treten, und die eigene Gruppe nicht zu gefährden. Aber auch privat gibt es immer noch viele Dinge, um die ich ein Geheimnis mache, auch wenn mir das Magenschmerzen bereitet. Z.B. von meinem Stammtisch und allem was sich darum dreht wissen auch heute nur ein paar gute Freunde und Kollegen - und auch die reagieren sehr unterschiedlich darauf.

Warum eigentlich? Weil es viel schwerer ist mit der Wahrheit umzugehen, als man anfangs denkt. Früher habe ich darüber den Kopf geschüttelt, mittlerweile respektiere ich es. Jeder Mensch kommt irgendwann mal an seine Grenzen. Auch ich.

Donnerstag, 5. März 2009

Die Jugend

Ich hab vor zwei Tagen ein Gespräch meiner Kollegen mitverfolgt, in dem sie erst auf das Thema Familienplanung kamen, und in nahezu fliegendem Wechsel dann dazu übergegangen sind über die Jugend zu lästern.
Respektlos sei sie, verwöhnt, schamlos. Sie werden immer früher schwanger und immer schneller gewalttätig. Sie hängen nur noch von dem Computer, und sind faul und nichtsnutzig.

Ich hörte mir das so eine Weile an, und kam mir langsam vor wie im falschen Film. Zuerst einmal: von diesen Kollegen war der älteste gerade mal Mitte 30. Zum zweiten: wie kann man es schaffen, erst übers Kinder kriegen zu plaudern und dann über die Jugend herzuziehen? Wer will den Alltag packen, wenn er bereits vom Zuschauen von der Jugend überfordert ist?

Und wie kann es sein, dass man so schnell vergisst wie es war, jung zu sein? Ich erinnere mich auch nicht mehr an viel, ich weiß nur: es war eine beinharte Zeit, keineswegs so romantisch wie es rückblickend geschildert wird. Und natürlich hatte ich auch keinen Respekt vor meinen Eltern.
Und ich möchte auch nicht, dass meine eigenen Kinder mich respektieren. Wir hinterlassen der nächsten Generation eine furchtbar ungeordnete Welt, und sie haben allen Grund zu glauben, dass sie es besser hinkriegen werden als wir. Ich möchte irgendwann mal zu meinen Kindern aufschauen können, und nicht umgekehrt. Und je früher das passiert, desto besser.

Ich merke das an meiner Nichte recht deutlich. In vieler Hinsicht ist sie aufmerksamer, kleverer und vielseitiger als ich es je war. In 20 Jahren werde ich darüber ächzen wie schnell die Welt sich doch ändert, während sie das Leben mit einem Achselzucken nimmt wie es ist. Und das ist gut so.

Sonntag, 1. März 2009

Laufen

Heute war ich wieder auf Arbeit, und Samstag Arbeit schlaucht schon sehr. Vorallem wenn man wenig mehr als vier Stunden geschlafen hat.

Den ganzen Tag über hing ich ziemlich in den Seilen, und hab kaum was zu Stande gebracht. Aber als ich dann aus dem Geschäft vor die Tür gegangen bin, war er plötzlich da: der wohl erste richtige Frühlingstag diesen Jahres. Und ich bekam unheimlich Lust, zu laufen. Ich packte meine Jacke in den Rucksack, und lief einfach los: direkt vom Firmengelände aus Richtung Heimat.

Ne gute halbe Stunde habe ich bis nach Hause gebraucht. Eigentlich erstaunlich wenig, hätte die Strecke länger geschätzt. Ich bin jetzt schon viele Monate nicht mehr joggen gewesen, und ich bin vorallem von diesem Gefühl verblüfft, wenn man nach langer Pause wiedermal anfängt.

Erst fühlt es sich einfach nur gut an, weil die Lunge plötzlich richtig Luft bekommt. Dann wird es einem langsam warm, und man muss aufs Tempo acht geben. Dann fangen die Schmerzen an. Erst Knöchel, dann Unterschenkel, dann möglicherweise Rücken.

Das geht ungefähr eine viertel Stunde so, und dann schwindet plötzlich der Schmerz. Plötzlich ist der Körper auf Betriebstemperatur, und es wird nur ganz allmählich anstrengender. Gleichzeitig fühlt es sich so an, als würde der Körper sich von allem reinigen was ihn belastet: der Kopf wird klar, der Magen kommt in Bewegung, die Gelenke hören auf zu knirschen.

Erst zu Hause hab ich dann gemerkt, dass ich mich wohl doch überanstrengt habe. Ich bin todmüde ins Bett gefallen, und hab erstmal ein paar Stunden geschlafen. Aber was für ein schöner Frühlingstag! Endlich macht es wieder Spaß, vor die Türe zu gehen.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Der Mann im Loch

Ein Mann geht spazieren, rutscht dabei aus, und fällt in einen Kanalisationsschacht. Die Wände sind zu glatt um daran hochzuklettern, und so sitzt er da, und wartet auf Hilfe.

Ein Geschäftsmann läuft vorbei, und der Mann ruft hoch: "Hey, Sie da! Ich stecke hier fest! Holen Sie bitte eine Leiter, oder ein Seil, und holen Sie mich hier raus!"

Der Geschäftsmann schüttelt entschuldigend den Kopf: "Tut mir leid, ich bin bereits für ein sehr wichtiges Meeting spät dran, ich kann nicht. Warten Sie auf den nächsten."

Ein Pfarrer geht vorbei, und der Mann ruft wiedermals hoch: "Hilfe, ich stecke hier fest!"

Auch er schüttelt den Kopf, und sagt: "Die Messe beginnt jeden Moment, ich darf meine Gemeinde nicht im Stich lassen. Aber hilf dir selbst, so hilft dir Gott!"

Da kommt ein guter Freund des Mannes vorbei. Und der Mann ruft wieder hoch: "Hey, Freund! Los, hol eine Leiter und hilf mir hier raus!"

Der Freund zögert nicht einen Moment, und springt kurz entschlossen mit ins Loch.

"Bist du bescheuert?! Jetzt sitzen wir beide hier unten!"

"Ja schon", lächelt der Freund wissend, "aber ich war schonmal hier unten, und ich kenn den Weg hinaus."

(Frei übersetzt aus "The West Wing")

Mittwoch, 11. Februar 2009

Ode an die Germanisten

Ich saß heute in einem Meeting, in dem wir ernsthaft darüber gestritten haben ob eine Methode jetzt mit einem Substantiv oder einem Verb bezeichnet werden sollte.

Die meisten fragen sich wahrscheinlich erstmal: ist das wirklich wichtig? Und dann: muss man darüber wirklich diskutieren?

Ja, es ist wichtig, und nein, eigentlich sollte man darüber nicht diskutieren müssen. In dem Fall ist es nur eine kleine Sache, aber mich beschleicht immer wieder das Gefühl: was uns wirklich auf Arbeit fehlt, ist ein Gespür für Ästhetik. Viele Techniker schauen sich den Verhau an, zucken mit den Schultern und sagen: "Hauptsache, es funktioniert!"

Um das mal zu verdeutlichen, stellen wir uns mal vor wir würden ein Haus bauen. Der Keller wird ausgehoben, die Drainage gelegt, der Kellerboden gegossen, und das Grundgerüst hochgezogen.

Wenn jetzt bereits die Rohrleitungen um drei Ecken herum gebaut wurden, der Beton fleckig ist, und die Stützen teilweise viel zu nah beieinander stehen, wäre es vielleicht noch möglich da ein Haus zu bauen, aber der pure Anblick eines solchen Baus wäre schon schmerzhaft.

Was wir brauchen, sind Geisteswissenschaftler, die sich bereits die Pläne für ein Projekt anschauen, und angewidert das Gesicht verziehen sobald ihnen was unangenehmes auffällt. Wir brauchen Germanisten, die die Pflichtenhefte durchwühlen und jede Sprachschluderei rot anstreichen.

Denn genau diese Unklarheiten machen einem später das Leben schwer, und führen zu Missverständnissen. Und wer schon in den Fundamenten schludert, riskiert später einen Einsturz. Nicht alles lässt sich rational einschätzen: ein guter Instinkt dafür wenn etwas nicht harmonisch ist, ist wichtiger als die technische Umsetzung.

Insbesondere Germanisten und Philosophen werden gerne belächelt, weil sie eine scheinbar so brotlose Kunst verfolgen. Dabei hätte insbesondere die Softwareentwicklung solche Leute bitter nötig. Und zwar im Architekturteam, und nicht in der Doku.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Kein Wald vor lauter Bäumen

Aktuelle Geschehnisse führen mich wieder zur der Frage: warum ist es so schwierig einen Partner zu finden?

Mir kam dazu eine vielleicht gewagte These, die ich hier mal breit treten möchte:

Das Problem ist nicht dass es zu wenige Menschen gibt die zu einem passen, sondern zu VIELE. Wir verzetteln uns in der Vielfalt.

Versuchen wir uns mal vorzustellen, wieviele Menschen der Durchschnittsmensch von vor 100 Jahren kannte, und mit wievielen davon er regelmäßig in Kontakt stand. Das Gros der Bevölkerung lebte auf dem Land, Ballungszentren im heutigen Maßstab waren unbekannt. Mobilität und Vermögen waren eher gering, Frauen und Männer hatten kaum Berührungspunkte - weder auf der Arbeit, noch in der Schule, noch im Studium, noch in der Freizeit. Dazu kommen noch soziale Aspekte: Bildung und gesellschaftlicher Stand grenzten die Auswahl weiter ein. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster, und behaupte dass ein Durchschnittsmensch aus dem Jahre 1900 vermutlich in seinem gesamten Leben nur mit ein paar hundert Menschen mehr als ein paar Worte gewechselt hat - mit Menschen des anderen Geschlechts vermutlich nur einen Bruchteil davon. Wer heute dagegen nicht wenigstens hundert Personen in seinem Facebook Profil verlinkt hat, gilt doch schon als Sonderling.

Anders als früher haben wir heute den Eindruck, dass es nahezu unbegrenzt viele Menschen gibt. "Auf jeden Topf passt ein Deckel" - mittlerweile finde ich diesen Spruch schrecklich!
Auch wenn es unzählige Menschen da draußen gibt: keiner von denen ist fehlerfrei. Nicht annähernd. Sich mit anderen Menschen auseinandersetzen ist immer harte Arbeit, und nicht etwa genetische Veranlagung.

Genährt wird dieser Mythos von den Menschen die ein paar Jahre lang tatsächlich liebestrunken in einer "perfekten" Beziehung gelebt haben - um dann über Nichtigkeiten zu stolpern.

Gerade weil es so einfach ist neue Menschen kennenzulernen, ist die Verlockung groß, einfach weiterzuziehen - geradeso als wäre die Liebe eine Lotterie, und nicht etwa harte Arbeit (an sich selbst und zusammen). Da diese Ansicht Allgemeingut ist, sinkt der "Marktwert" der Beziehung immer weiter. Warum sollte ich auf einen einzelnen Menschen so viel Zeit und Kraft verwenden? Was wenn nix daraus wird? Ist es dann nicht besser, möglichst viele heiße Eisen im Feuer zu haben?

Diese Strategie wird durch moderne Medien noch zusätzlich angefeuert. In den unzähligen sozialen Netzwerken und Kontaktbörsen wird jeder Mensch - notwendigerweise - auf ein paar Eckdaten reduziert: Hobbies, Augenfarbe, ein paar Persönlichkeitsmerkmale. Das ist VIEL zu wenig, um wirklich einen Menschen kennen- und schätzen zulernen. Und noch schlimmer: viele Menschen nehmen das als gegeben hin - als ließe sich eine reife Persönlichkeit in zwanzig Schlagwörter pressen.

Natürlich war es in früheren Zeiten auch kein Eitel Sonnenschein. Heirat wurde dort in erster Linie aus finanziellen Gründen und des Nachwuchses wegen vollzogen - von echter Seelenverbundenheit keine Spur.
Aber die Katze ist nunmal aus dem Sack, und zum Wohle der Menschheit schlage ich vor, sich mal über die folgenden zwei Punkte sehr genaue Gedanken zu machen:

  1. Was genau macht mich glücklich?
  2. Wieviel Arbeit und Kompromisse muss ich mindestens investieren um dorthin zu gelangen?

Ich glaube, dass auf die erste Frage die wenigsten Menschen eine klare Antwort haben, und die zweite Frage regelmäßig dramatisch unterschätzt wird.

Montag, 2. Februar 2009

Mit 25 alles erreicht

Gestern habe ich aus Langeweile mal auf Google nach ein paar alten Schulkameraden gesucht. Manche Menschen hinterlassen ja eine sehr breite digitale Spur, manche wiederum überhaupt gar nicht. Eine Schulkameradin - nennen wie sie mal "S." - hat eine ungewöhnlich dünne Spur. Tatsächlich ist dies das erste Lebenszeichen was ich von ihr seit acht Jahren sehe.

Die Geschichte von S. geht etwa so:
Sie ist blond, attraktiv, hochintelligent, ausgesprochen feminin, erzkatholisch, und sie weiß was sie will. Sie schnappt sich einen attraktiven, aber längst nicht so dominanten Kerl, und macht Lebenspläne. Heiraten, Kinder kriegen, und eine logopädische Praxis eröffnen - und das um jeden Preis in dem Dorf in dem sie aufgewachsen ist. Sich von den Eltern zu entfernen ist für sie undenkbar, von ihren alten Jugendfreunden erst recht.

Sie absolviert das Abi als eine der besten im Jahrgang, studiert, heiratet ihren Freund, schließt ihr Studium als Jahrgangsbeste ab, und eröffnet eine Praxis in ihrem Geburtsort - und das mit 25.

Einerseits schockiert es mich, wie eine so starke Frau so sehr unter ihren Möglichkeiten bleiben und sich gegen jede Veränderung wehren kann, und damit offenbar auch noch glücklich ist. Andererseits: mache ich es wirklich besser? Ist meine Perspektive wirklich so viel rosiger? Werde ich nicht vielleicht auch noch in zwanzig Jahren als kleiner Entwickler hier rumsitzen?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur dass der Gedanke mich wahnsinnig machen würde, wenn jahrelang alles im Leben nach Plan laufen würde.

Sonntag, 1. Februar 2009

Ernährungsmysterien

Nachdem heute mir wieder ein Kochexperiment misslungen ist, und ich gerade am Verdauen von etwas bin was man nur äußerst wohlwollend als organisch bezeichnen kann, kam mir diese alte Frage wieder hoch:

Warum zur Hölle überleben Studenten eigentlich die Studienzeit? Haben wir nicht alle in der Schule gelernt wie wichtig die vier Hauptnahrungsgruppen sind? Und dass man täglich eine ausgewogene Mischung aller Vitamine sowie Spurenelemente braucht um am Leben zu bleiben?

Ich hab einen Kollegen der mittlerweile 32 ist. Er raucht wie ein Schlot, ist schon eher fettleibig als übergewichtig, und ernährt sich praktisch ausschließlich von Kartoffelgerichten und Fleisch. Gemüse ist ihm ziemlich, Obst völlig fremd. Damit toppt er sogar meine eigenartigen Essgewohnheiten.

Ich bin ehrlich überrascht, dass Menschen wie er überhaupt aufrecht gehen können.
Ich kann nur vermuten, dass fehlgeleitete Ernährung sich erst in der sehr, SEHR fernen Zukunft signifikant bemerkbar macht. Insgesamt bin ich doch sehr erstaunt, was man dem eigenen Körper alles antun kann, ohne dass er rebelliert.

Ein Anfang

So... aller Anfang ist schwer. Dies ist also mein erster Blog Eintrag überhaupt, und ich würde ganz gerne (auch für mich selbst) mal festhalten, wo ich eigentlich in den nächsten Monaten mit diesem Blog hin will.

Ich merke regelmäßig, dass mir immer mal wieder Gedanken im Kopf herum gehen, die nirgendwo so recht Platz zu finden scheinen - zumindest nicht in meinem Alltag.

Was den Namen des Blogs angeht... das ist ein Zitat aus einem aktuellen Videospiel. Im Grunde völlig aus dem Zusammenhang gerissen, aber ich fand den Satz trotzdem interessant:

"Wir leben auf dem schmalen Grad zwischen Glanz und Realität - dem Rand des Spiegels."

Über diese Balance würde ich gerne sprechen. Über Liebe, Sex, Zeitgeschehen, Technik, Philosophie, Träume und Medien.