Samstag, 16. Oktober 2010

Sieg der Unvernunft

Für folgendes Experiment braucht man vier Zutaten: eine schwarze Katze, Schokolade, eine Flasche Wein und eine gute Serie auf DVD (in diesem Fall: Friday Night Lights).

Es wird ja immer gepredigt, dass 90% unserer Kommunikation non-verbal ist… aber so wirklich verstehen tut man das wohl erst unter Alkoholeinfluss. Handlungsstränge im Fernsehen sind plötzlich nicht mehr Worte, sondern einfach nur noch Gefühle: Eifersucht, Angst, Wut, Verzweiflung… nach einer Weile kann ich nicht mal mehr sagen, in welcher Tonspur ich mir gerade das alles anschaue.

Auch bei meinem derzeitigen Besucher  - einem schwarzen Kater – wird mir das so langsam irgendwie klar. Irgendwie versteht man sich… man gehört zwar völlig unterschiedlichen Spezies an, und hat eigentlich keinerlei gemeinsame Kommunikationsmittel… aber wenn es um das essentielle geht (Einsamkeit, Hunger, Neugier…), da versteht man sich irgendwo.

Was ich damit sagen will: wir ignorieren gerne, wie essentiell Gefühle für den Alltag sind. Dass es eben keine Beziehung ohne Lust und Liebe gäbe, dass es keinen beruflichen Fortschritt ohne Ehrgeiz und Neugier gibt, dass es kein harmonisches Zusammenleben ohne Empathie und Moral gibt.

Es gibt wenig heute, wo es gesellschaftlich akzeptiert ist, sich emotional auszudrücken. Früher war dafür vor allem die Religion da, heute ist es vorwiegend der Alkohol, der einem eine enthemmte Gefühlswelt erlaubt. Irgendwo hat sich die Vorstellung durchgesetzt, dass wir rationale Wesen sind – was für ein fataler Irrtum!

Im Endeffekt müssen wir uns an die Vorstellung gewöhnen, dass kein Mensch mit Argumenten zu überzeugen ist, sondern einzig und allein mit Gefühlen.

Mit anderen Worten:

Wenn Du ein Schiff bauen willst
dann trommle nicht Männer zusammen,
um Holz zu beschaffen und Arbeit einzuteilen,
sondern lehre die Männer die Sehnsucht
nach dem weiten endlosen Meer.
Antoine de Saint-Exupéry (1900-1944)