Montag, 27. April 2009

… tausend mal ist nichts passiert

Ich hab heute im Internet die Nachrichten zur Schweinegrippe mitgehört, und mir kam die zugegebenermaßen makabere Assoziation zu einem Tom Clancy Roman, den ich vor Urzeiten gelesen habe… dort verübte eine Terrorzelle einen Biowaffenangriff auf einen Flughafen. Einfach ein kleines Glasröhrchen in die Ventilation geworfen, und das war’s.

So zynisch die Frage sein mag, aber: warum passiert sowas nicht? Wir haben zwischen 6 und 7 Milliarden Menschen auf diesem Planeten, nicht gerade wenige davon mit einem ordentlichen Gewaltpotential. Jeden Tag sterben Menschen durch Gewaltverbrechen, aber der absolute Ernstfall ist bisher immer ausgeblieben.

A propos Ernstfall: auch die normalen Unfälle halten sich doch erstaunlich in Grenzen. Wenn man sich mal so durchliest wieviele Atombomben abgestürzt oder schlicht verschollen sind, und man an die vielen Beinahe-Unfälle mit Flugzeugen und Kraftwerken – und ähnlichen Großanlagen – denkt, passiert doch verdammt selten etwas.

Ich glaube nicht, dass es etwas mit Sicherheit zu tun hat. Perfekte Sicherheit gibt es nicht. Ich weiß das, ich arbeite schließlich in der Qualitätskontrolle. Ganz besonders bei Böswilligkeit gibt es im Endeffekt nichts, was wirklich hilft. Ich glaube auch nicht an Vernunft – wirklich große Dinge entziehen sich schlicht dem Verstand.

Aber ich glaube mittlerweile, dass es sowas wie einen siebten Sinn gibt. Wenn es ums Überleben von vielen Menschen geht, springt irgendwo etwas an was uns zu außergewöhnlichem Scharfsinn bringt. Wie den sowjetischen Kommandanten, der in den 1980ern den dritten Weltkrieg verhindert hat, weil er den eigenen Messgeräten misstraute und seinem Instinkt folgte.

Ich finde, das ist durchaus ein Hoffnungsschimmer. Im Alltag mag regelmäßig unglaublich viel in die Hose gehen, aber offenbar haben wir Menschen insgesamt gesehen doch einen intakten Überlebensinstinkt.

Samstag, 11. April 2009

Shit happens

Ich komme gerade aus dem Kino... "Religulous". An und für sich kein Film den man gesehen haben muss, aber er hat mich zum Nachdenken gebracht. Und ich hab den Eindruck, dass ziemliches vieles in der Welt was schief läuft daran liegt, dass Menschen die trivialste aller Wahrheiten ignorieren: Shit happens.

In so vielen Bereichen sind wir davon überzeugt, dass wir nur alles richtig machen müssen, und dann geht nichts schief. Das ist auch der zentrale Kern aller Religionen: "Lebe wie ich es dir sage, und dir wird nichts schlimmes passieren."
Das ist nunmal Quark - selbst Menschen mit einem astreinen Lebenslauf kennen Schicksalsschläge.

In der Finanzwirtschaft hat man stattdessen die Vogel-Strauß-Politik verfolgt: solange ich Probleme ignoriere, existieren sie auch nicht. Das System wird nicht scheitern, weil es nicht scheitern kann.

Sogar in meinem Beruf merke ich das: scheitern gilt als Zeichen von persönlicher Schwäche, deshalb passieren per Definition schon keine fundamentalen Fehler. Okay, das Projekt verschiebt sich vielleicht, und vielleicht müssen alle etwas härter und länger arbeiten als vorher... aber dass sich jemand wirklich mal hinstellt und sagt: "wir haben fundamentale Fehler begangen"... das passiert ganz selten.

Das geht runter bis auf den sozialen Bereich. Manche Menschen haben so panische Angst vor dem Scheitern einer Beziehung dass sie es gar nicht erst versuchen. Andere, die tatsächlich den Sprung gewagt haben, versuchen mit teilweise grotesken Mitteln das Glück zu erzwingen. Wäre das Leben nicht so viel einfacher, wenn wir friedlich und ungezwungen zusammen kommen könnten, und ebenso friedlich wieder auseinander?

Fehler passieren. Und nicht nur hypothetisch, sonder sehr, SEHR regelmäßig. Nicht alle davon sind vermeidbar, viele passieren trotz bester Vorbereitung und guten Willens trotzdem. Und dann wiegen sie umso schwerer, weil wir bereits den Gedanken daran (und somit jeden Lösungsweg) verdrängt haben.

Fehler sind ein fundamentales Prinzip einer Welt die nunmal selbst alles andere als perfekt ist. Deshalb halte ich es auch für sinnvoll, rechtzeitig zu lernen zu versagen. Da ist schon was dran am Sprichwort, dass man erst lernen sollte zu verlieren bevor man lernt zu siegen.

Freitag, 3. April 2009

Flucht

Ich bin grade Hals über Kopf von einer Geburtstagsparty geflohen. Und ich wünschte, ich wüsste wenigstens warum. Irgendwas hat gerade in meinem Kopf "Click" gemacht, und mir gesagt dass ich schnell an die frische Luft muss.

Wenn ich gefragt wurde warum ich so abwesend bin, hab ich behauptet dass es halt ein anstrengender Tag war. Das war gelogen - ich bin zwar erschöpft, aber um kurz vor acht war meine Stimmung eigentlich noch ziemlich gut. Schlecht wurde die erst direkt vor der Wohnungstür.

Ist leider nicht das erste mal, dass mir sowas passiert. Manchmal reagiere ich auf Kleinigkeiten unwahrscheinlich empfindlich. Und dann bin ich total neben der Spur, und keiner versteht warum.

Fakt hier war: ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen. Irgendwie alles schien zu schreien: "du gehörst nicht hierher!"
Und der Grund, weshalb ich da überhaupt hingekommen war, schien mir immer abstruser. Was genau versuche ich mir hier eigentlich zu beweisen? Was verspreche ich mir hier? Ich schau mich um, und fühle mich plötzlich unsagbar einsam unter all den Leuten. Selbst die die ich glaube zu kennen, wirken plötzlich sehr fremd. Das ist einfach keine Party auf der ich wirklich sein will.

Nein, ich will nicht mehr. Es sieht zwar blöd aus, eine Party vorzeitig zu verlassen, aber es ist das beste. Ich muss mich nicht unnötig quälen. Ich verabschiede mich beim Geburtstagskind und verschwinde wortlos durch die Tür.