Donnerstag, 5. März 2009

Die Jugend

Ich hab vor zwei Tagen ein Gespräch meiner Kollegen mitverfolgt, in dem sie erst auf das Thema Familienplanung kamen, und in nahezu fliegendem Wechsel dann dazu übergegangen sind über die Jugend zu lästern.
Respektlos sei sie, verwöhnt, schamlos. Sie werden immer früher schwanger und immer schneller gewalttätig. Sie hängen nur noch von dem Computer, und sind faul und nichtsnutzig.

Ich hörte mir das so eine Weile an, und kam mir langsam vor wie im falschen Film. Zuerst einmal: von diesen Kollegen war der älteste gerade mal Mitte 30. Zum zweiten: wie kann man es schaffen, erst übers Kinder kriegen zu plaudern und dann über die Jugend herzuziehen? Wer will den Alltag packen, wenn er bereits vom Zuschauen von der Jugend überfordert ist?

Und wie kann es sein, dass man so schnell vergisst wie es war, jung zu sein? Ich erinnere mich auch nicht mehr an viel, ich weiß nur: es war eine beinharte Zeit, keineswegs so romantisch wie es rückblickend geschildert wird. Und natürlich hatte ich auch keinen Respekt vor meinen Eltern.
Und ich möchte auch nicht, dass meine eigenen Kinder mich respektieren. Wir hinterlassen der nächsten Generation eine furchtbar ungeordnete Welt, und sie haben allen Grund zu glauben, dass sie es besser hinkriegen werden als wir. Ich möchte irgendwann mal zu meinen Kindern aufschauen können, und nicht umgekehrt. Und je früher das passiert, desto besser.

Ich merke das an meiner Nichte recht deutlich. In vieler Hinsicht ist sie aufmerksamer, kleverer und vielseitiger als ich es je war. In 20 Jahren werde ich darüber ächzen wie schnell die Welt sich doch ändert, während sie das Leben mit einem Achselzucken nimmt wie es ist. Und das ist gut so.

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