Donnerstag, 19. Februar 2009

Der Mann im Loch

Ein Mann geht spazieren, rutscht dabei aus, und fällt in einen Kanalisationsschacht. Die Wände sind zu glatt um daran hochzuklettern, und so sitzt er da, und wartet auf Hilfe.

Ein Geschäftsmann läuft vorbei, und der Mann ruft hoch: "Hey, Sie da! Ich stecke hier fest! Holen Sie bitte eine Leiter, oder ein Seil, und holen Sie mich hier raus!"

Der Geschäftsmann schüttelt entschuldigend den Kopf: "Tut mir leid, ich bin bereits für ein sehr wichtiges Meeting spät dran, ich kann nicht. Warten Sie auf den nächsten."

Ein Pfarrer geht vorbei, und der Mann ruft wiedermals hoch: "Hilfe, ich stecke hier fest!"

Auch er schüttelt den Kopf, und sagt: "Die Messe beginnt jeden Moment, ich darf meine Gemeinde nicht im Stich lassen. Aber hilf dir selbst, so hilft dir Gott!"

Da kommt ein guter Freund des Mannes vorbei. Und der Mann ruft wieder hoch: "Hey, Freund! Los, hol eine Leiter und hilf mir hier raus!"

Der Freund zögert nicht einen Moment, und springt kurz entschlossen mit ins Loch.

"Bist du bescheuert?! Jetzt sitzen wir beide hier unten!"

"Ja schon", lächelt der Freund wissend, "aber ich war schonmal hier unten, und ich kenn den Weg hinaus."

(Frei übersetzt aus "The West Wing")

Mittwoch, 11. Februar 2009

Ode an die Germanisten

Ich saß heute in einem Meeting, in dem wir ernsthaft darüber gestritten haben ob eine Methode jetzt mit einem Substantiv oder einem Verb bezeichnet werden sollte.

Die meisten fragen sich wahrscheinlich erstmal: ist das wirklich wichtig? Und dann: muss man darüber wirklich diskutieren?

Ja, es ist wichtig, und nein, eigentlich sollte man darüber nicht diskutieren müssen. In dem Fall ist es nur eine kleine Sache, aber mich beschleicht immer wieder das Gefühl: was uns wirklich auf Arbeit fehlt, ist ein Gespür für Ästhetik. Viele Techniker schauen sich den Verhau an, zucken mit den Schultern und sagen: "Hauptsache, es funktioniert!"

Um das mal zu verdeutlichen, stellen wir uns mal vor wir würden ein Haus bauen. Der Keller wird ausgehoben, die Drainage gelegt, der Kellerboden gegossen, und das Grundgerüst hochgezogen.

Wenn jetzt bereits die Rohrleitungen um drei Ecken herum gebaut wurden, der Beton fleckig ist, und die Stützen teilweise viel zu nah beieinander stehen, wäre es vielleicht noch möglich da ein Haus zu bauen, aber der pure Anblick eines solchen Baus wäre schon schmerzhaft.

Was wir brauchen, sind Geisteswissenschaftler, die sich bereits die Pläne für ein Projekt anschauen, und angewidert das Gesicht verziehen sobald ihnen was unangenehmes auffällt. Wir brauchen Germanisten, die die Pflichtenhefte durchwühlen und jede Sprachschluderei rot anstreichen.

Denn genau diese Unklarheiten machen einem später das Leben schwer, und führen zu Missverständnissen. Und wer schon in den Fundamenten schludert, riskiert später einen Einsturz. Nicht alles lässt sich rational einschätzen: ein guter Instinkt dafür wenn etwas nicht harmonisch ist, ist wichtiger als die technische Umsetzung.

Insbesondere Germanisten und Philosophen werden gerne belächelt, weil sie eine scheinbar so brotlose Kunst verfolgen. Dabei hätte insbesondere die Softwareentwicklung solche Leute bitter nötig. Und zwar im Architekturteam, und nicht in der Doku.

Donnerstag, 5. Februar 2009

Kein Wald vor lauter Bäumen

Aktuelle Geschehnisse führen mich wieder zur der Frage: warum ist es so schwierig einen Partner zu finden?

Mir kam dazu eine vielleicht gewagte These, die ich hier mal breit treten möchte:

Das Problem ist nicht dass es zu wenige Menschen gibt die zu einem passen, sondern zu VIELE. Wir verzetteln uns in der Vielfalt.

Versuchen wir uns mal vorzustellen, wieviele Menschen der Durchschnittsmensch von vor 100 Jahren kannte, und mit wievielen davon er regelmäßig in Kontakt stand. Das Gros der Bevölkerung lebte auf dem Land, Ballungszentren im heutigen Maßstab waren unbekannt. Mobilität und Vermögen waren eher gering, Frauen und Männer hatten kaum Berührungspunkte - weder auf der Arbeit, noch in der Schule, noch im Studium, noch in der Freizeit. Dazu kommen noch soziale Aspekte: Bildung und gesellschaftlicher Stand grenzten die Auswahl weiter ein. Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster, und behaupte dass ein Durchschnittsmensch aus dem Jahre 1900 vermutlich in seinem gesamten Leben nur mit ein paar hundert Menschen mehr als ein paar Worte gewechselt hat - mit Menschen des anderen Geschlechts vermutlich nur einen Bruchteil davon. Wer heute dagegen nicht wenigstens hundert Personen in seinem Facebook Profil verlinkt hat, gilt doch schon als Sonderling.

Anders als früher haben wir heute den Eindruck, dass es nahezu unbegrenzt viele Menschen gibt. "Auf jeden Topf passt ein Deckel" - mittlerweile finde ich diesen Spruch schrecklich!
Auch wenn es unzählige Menschen da draußen gibt: keiner von denen ist fehlerfrei. Nicht annähernd. Sich mit anderen Menschen auseinandersetzen ist immer harte Arbeit, und nicht etwa genetische Veranlagung.

Genährt wird dieser Mythos von den Menschen die ein paar Jahre lang tatsächlich liebestrunken in einer "perfekten" Beziehung gelebt haben - um dann über Nichtigkeiten zu stolpern.

Gerade weil es so einfach ist neue Menschen kennenzulernen, ist die Verlockung groß, einfach weiterzuziehen - geradeso als wäre die Liebe eine Lotterie, und nicht etwa harte Arbeit (an sich selbst und zusammen). Da diese Ansicht Allgemeingut ist, sinkt der "Marktwert" der Beziehung immer weiter. Warum sollte ich auf einen einzelnen Menschen so viel Zeit und Kraft verwenden? Was wenn nix daraus wird? Ist es dann nicht besser, möglichst viele heiße Eisen im Feuer zu haben?

Diese Strategie wird durch moderne Medien noch zusätzlich angefeuert. In den unzähligen sozialen Netzwerken und Kontaktbörsen wird jeder Mensch - notwendigerweise - auf ein paar Eckdaten reduziert: Hobbies, Augenfarbe, ein paar Persönlichkeitsmerkmale. Das ist VIEL zu wenig, um wirklich einen Menschen kennen- und schätzen zulernen. Und noch schlimmer: viele Menschen nehmen das als gegeben hin - als ließe sich eine reife Persönlichkeit in zwanzig Schlagwörter pressen.

Natürlich war es in früheren Zeiten auch kein Eitel Sonnenschein. Heirat wurde dort in erster Linie aus finanziellen Gründen und des Nachwuchses wegen vollzogen - von echter Seelenverbundenheit keine Spur.
Aber die Katze ist nunmal aus dem Sack, und zum Wohle der Menschheit schlage ich vor, sich mal über die folgenden zwei Punkte sehr genaue Gedanken zu machen:

  1. Was genau macht mich glücklich?
  2. Wieviel Arbeit und Kompromisse muss ich mindestens investieren um dorthin zu gelangen?

Ich glaube, dass auf die erste Frage die wenigsten Menschen eine klare Antwort haben, und die zweite Frage regelmäßig dramatisch unterschätzt wird.

Montag, 2. Februar 2009

Mit 25 alles erreicht

Gestern habe ich aus Langeweile mal auf Google nach ein paar alten Schulkameraden gesucht. Manche Menschen hinterlassen ja eine sehr breite digitale Spur, manche wiederum überhaupt gar nicht. Eine Schulkameradin - nennen wie sie mal "S." - hat eine ungewöhnlich dünne Spur. Tatsächlich ist dies das erste Lebenszeichen was ich von ihr seit acht Jahren sehe.

Die Geschichte von S. geht etwa so:
Sie ist blond, attraktiv, hochintelligent, ausgesprochen feminin, erzkatholisch, und sie weiß was sie will. Sie schnappt sich einen attraktiven, aber längst nicht so dominanten Kerl, und macht Lebenspläne. Heiraten, Kinder kriegen, und eine logopädische Praxis eröffnen - und das um jeden Preis in dem Dorf in dem sie aufgewachsen ist. Sich von den Eltern zu entfernen ist für sie undenkbar, von ihren alten Jugendfreunden erst recht.

Sie absolviert das Abi als eine der besten im Jahrgang, studiert, heiratet ihren Freund, schließt ihr Studium als Jahrgangsbeste ab, und eröffnet eine Praxis in ihrem Geburtsort - und das mit 25.

Einerseits schockiert es mich, wie eine so starke Frau so sehr unter ihren Möglichkeiten bleiben und sich gegen jede Veränderung wehren kann, und damit offenbar auch noch glücklich ist. Andererseits: mache ich es wirklich besser? Ist meine Perspektive wirklich so viel rosiger? Werde ich nicht vielleicht auch noch in zwanzig Jahren als kleiner Entwickler hier rumsitzen?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur dass der Gedanke mich wahnsinnig machen würde, wenn jahrelang alles im Leben nach Plan laufen würde.

Sonntag, 1. Februar 2009

Ernährungsmysterien

Nachdem heute mir wieder ein Kochexperiment misslungen ist, und ich gerade am Verdauen von etwas bin was man nur äußerst wohlwollend als organisch bezeichnen kann, kam mir diese alte Frage wieder hoch:

Warum zur Hölle überleben Studenten eigentlich die Studienzeit? Haben wir nicht alle in der Schule gelernt wie wichtig die vier Hauptnahrungsgruppen sind? Und dass man täglich eine ausgewogene Mischung aller Vitamine sowie Spurenelemente braucht um am Leben zu bleiben?

Ich hab einen Kollegen der mittlerweile 32 ist. Er raucht wie ein Schlot, ist schon eher fettleibig als übergewichtig, und ernährt sich praktisch ausschließlich von Kartoffelgerichten und Fleisch. Gemüse ist ihm ziemlich, Obst völlig fremd. Damit toppt er sogar meine eigenartigen Essgewohnheiten.

Ich bin ehrlich überrascht, dass Menschen wie er überhaupt aufrecht gehen können.
Ich kann nur vermuten, dass fehlgeleitete Ernährung sich erst in der sehr, SEHR fernen Zukunft signifikant bemerkbar macht. Insgesamt bin ich doch sehr erstaunt, was man dem eigenen Körper alles antun kann, ohne dass er rebelliert.

Ein Anfang

So... aller Anfang ist schwer. Dies ist also mein erster Blog Eintrag überhaupt, und ich würde ganz gerne (auch für mich selbst) mal festhalten, wo ich eigentlich in den nächsten Monaten mit diesem Blog hin will.

Ich merke regelmäßig, dass mir immer mal wieder Gedanken im Kopf herum gehen, die nirgendwo so recht Platz zu finden scheinen - zumindest nicht in meinem Alltag.

Was den Namen des Blogs angeht... das ist ein Zitat aus einem aktuellen Videospiel. Im Grunde völlig aus dem Zusammenhang gerissen, aber ich fand den Satz trotzdem interessant:

"Wir leben auf dem schmalen Grad zwischen Glanz und Realität - dem Rand des Spiegels."

Über diese Balance würde ich gerne sprechen. Über Liebe, Sex, Zeitgeschehen, Technik, Philosophie, Träume und Medien.