Dienstag, 1. März 2011

Schneller und schneller

Hat außer mir jemand grad mal wieder das Gefühl, dass die Erde wieder einen Gang hochgeschaltet hat, und sich wieder etwas schneller dreht?

Ich musste vor ein paar Wochen an meine Schulzeit denken. An die dicken Kapitel über die französische Revolution: mit den Bildern von der berühmten Guillotine, die Zitate (“Wenn ihr kein Brot habt, dann esst doch mehr Kuchen”), und den zentralen Figuren der damaligen Zeit.

Das war vor über zweihundert Jahren, und einer der zentralen Momente Europas. Was wäre wohl im Europa des 18. Jahrhunderts los gewesen, wenn alle in Echtzeit über YouTube und Twitter zugeschaut hätten, wie die Königsfamilie geköpft wird?

Aber ich denke, das Tempo nimmt zwar zu – aber nicht überall gleichmäßig. Ich hab heute einen Artikel auf Spiegel Online gelesen, der sich damit beschäftigt was wohl mit Guttenberg zu Zeiten Kohls passiert wäre: wohl gar nichts. Damals wäre die Sache zurück an die Uni gegangen, die hätten sich mit der Analyse der Doktorarbeit ein paar Jahre Zeit gelassen, und danach hätte es keinen mehr interessiert. Diesmal hat es zwei Wochen gedauert, bis die Netzgemeinschaft das Schriftstück akribisch in alle Einzelteile zerlegt und analysiert hat – schnell genug, um bei so einem komplexen Thema noch zeitnah reagieren zu können.

Ich glaube, die Gruppendynamik nimmt gerade zu. Die neuen Medien beschleunigen den Prozess noch zusätzlich, aber viele Gesellschaftsschichten entdecken so etwas wie eine Schwarmintelligenz – dass man auch mit relativ flachen Hierarchien in kurzer Zeit große Dinge auf die Beine stellen kann. Ich bin gespannt, wohin das noch geht. Das Jahr ist ja noch relativ jung.