Donnerstag, 29. September 2011

Die europäische Frage

Normalerweise spare ich mir hier ja politische Kommentare, und ich will auch nicht jetzt all die Argumente und Risiken zum Beschluss des EFSF wiederholen…

Aber ich denke, wir stehen tatsächlich an einem bedeutenden Wegepunkt der Geschichte.

Ich kann mich noch daran erinnern, wie ich als Kind mit meinen Eltern regelmäßig rüber ins Elsass gefahren bin, weil sie so gerne Flammkuchen mochten. Manchmal ging es ganz fix durch den Grenzposten durch, manchmal standen wir aber auch ewig da bis unser Kofferraum durchsucht war. Wir hatten eine separate Brieftasche für Franc, die immer auf Vorrat aufgefüllt wurde, weil regelmäßiges Tauschen zu teuer gewesen wäre.

Ich kann mich an die Grundschule erinnern, wo erstmals Schüleraustausche mit Frankreich organisiert wurden. Zugegeben: mit zweifelhaftem Erfolg, aber ich weiß noch wie “anders” die Welt jenseits der Grenze auf mich wirkte.

Ich muss an die Geschichten meines Vaters denken, wie in den 60ern die ersten Pizzerien in Deutschland eröffnet haben, und wie es was ganz besonderes war wenn man dort “exotisch” essen ging. Und wie man mühsam sein Geld gespart hat, um erst nach Italien und einige Zeit später mal nach Griechenland in den Urlaub zu können.

 

Ich höre heute immer wieder das Argument: “Europa ist nichts anderes als eine Geldverteilungsmaschine. Die Staaten haben sonst nichts miteinander gemeinsam.”
Schon komisch, wie schnell manche Dinge selbstverständlich werden können.

Ich finde, dass überhaupt heute so hitzig und leidenschaftlich darüber gestritten wird ob und wie man den griechischen Staat retten will, und welche Auswirkungen das auf die Menschen dort und im restlichen Europa hat, ist ein enormer Fortschritt. Vor wenigen Jahren wäre das nicht mal eine Schlagzeile wert gewesen.
Natürlich ist dieses Interesse nicht ganz uneigennützig, aber ist trotzdem erstaunlich wie sich Europa seit Fall des eisernen Vorhangs verändert hat.