Montag, 30. März 2009

Kühe

Ich hab heute auf dem Weg zur Post gelesen, dass man darüber nachdenkt, Kühen Fischöl ins Futter zu kippen, um ihren Methan Ausstoß zu regulieren.

Wer hätte vor zehn Jahren nicht lauthals gelacht, wenn jemand vorgeschlagen hätte die Welt zu retten indem man die Verdauungsproblemen von Kühen behebt?

Klingt heute gar nicht mehr so absurd, finde ich.

Donnerstag, 26. März 2009

Die Krise

So, jetzt ist es endlich soweit. Die Krise hat auch uns erreicht. Noch gar nicht so sehr finanziell als emotional. Die Stimmung auf Arbeit ist spürbar gedrückt, und man merkt dass so langsam die Angst in die Knochen schleicht.

Das ist wahrscheinlich das was am ehesten zusetzt: die Ungewissheit, die Unsicherheit, die "Angst vor der Angst" von der eine sehr beeindruckende Frau viel erzählen könnte (wo ist sie eigentlich? Ich hoffe, ihr geht es mittlerweile besser).
In meinem Fall kommt noch dazu, dass alle Projekte außenrum eingestampft werden, nur unseres nicht. Auf einigen Fluren herrscht mittlerweile gespenstische Leere. Denn wir sind ein "Innovationsprojekt", auf uns setzt die Unternehmensführung ihre Hoffnung. Unsere wichtigste Produktlinie wird durch diese Software in den nächsten 15, 20 Jahren dominiert werden. Nur: wir sind uns ziemlich sicher, dass wir in einer Sackgasse stecken. Das wussten wir schon vor der Krise, aber jetzt ruhen alle Hoffnungen auf uns - und das beruhigt mich nicht gerade.

Die Anspannung ist entsprechend derzeit fast unerträglich. Tiefster Zynismus macht sich breit, obwohl bisher ja niemand von uns Federn lassen musste.

Ja, ich geb zu: ich hab Angst. Ich glaube, das ist zur Zeit auch durchaus angebracht. Auf der anderen Seite ist das möglicherweise die Art von Sturm aus der man gestärkt zurückkehrt - sofern man ihn übersteht.

Eine gute Sache hat das alles: man rückt zusammen. Ich hab heute mit einer Kollegin ein recht herzliches Gespräch geführt, mit der ich mich eigentlich unheilbar verkracht hatte. Ein Jahr lang sich aus dem Weg gegangen, aber Gemeinsamkeiten (und seien es gemeinsame Sorgen) verbinden halt doch.

Samstag, 21. März 2009

Ausdauer

Hurra, ich lebe noch!
Und darüber bin ich tatsächlich ein wenig überrascht, denn immerhin ist dies der erste Abend seit zehn Tagen, an dem ich nicht dagegen kämpfen muss, umzukippen.

Erst fast fünf Tage LAN-Party (zwischenzeitliches Schlafen, teilweise arbeiten, Einkaufen und Aufräumen natürlich inbegriffen), dann Großeinkauf beim IKEA inklusive Möbel aufbauen sowie kochen, dann ab Dienstag wieder auf Arbeit und gegen die aufkeimende Krankheit ankämpfen, Mittwoch wieder kochen und fernsehen bis in die Nacht hinein mit einem Freund, am Donnerstag anschließend an die Arbeit 13 Stunden lang geschlafen, am Freitag abends ins Konzert, was immerhin für gut 5 Stunden schwüle Hitze und stehen auf einem Platz bedeutete, Samstag arbeiten und jetzt endlich frei.

Erstaunlich fand ich vor allem, dass ich die ganze Zeit auf Arbeit meine hochkommende Grippe erfolgreich mit Tee unterdrücken konnte, und die zwischenzeitlichen Schlafphasen wirklich gereicht haben. Und ich war mir von vorneherein eigentlich ziemlich sicher, dass es genau bis Freitag abend reichen würde, um wieder auf die Beine zu kommen, so dass ich das Konzert wirklich genießen konnte.

Ich sollte das natürlich nicht allzu oft ausprobieren, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich früher nicht so viel ausgehalten habe.

Samstag, 7. März 2009

Geheimnisse

Mit 18 Jahren hat mich ein bestimmtes Ereignis (Cherchez la femme...) zu der Überzeugung gebracht, das Geheimnisse schlecht sind, und vermieden werden sollten. Nach einigen negativen (aber zugegeben einigen auch zutiefst positiven) Versuchen immer die Wahrheit zu sagen hab ich festgestellt, dass das so nicht durchführbar ist. Viele Menschen fühlen sich auf den Schlips getreten, wenn man allzu direkt ist. Also modifizierte ich meinen Entschluss ein wenig: ab jetzt wollte ich zumindest nicht mehr lügen. Meine Regel war:

"Wenn jemand die Frage kennt, verdient er auch die Antwort." Sprich: wenn jemand explizit nachfragt, ist er vermutlich schon so weit auf die Antwort gefasst dass er auch damit umgehen kann.

Das hielt erstaunlich lange - bis ich voll ins Arbeitsleben eingestiegen bin. Das war auch etwas, was mir die erste Zeit unglaublich auf den Magen geschlagen hat: dass ich lügen muss, um anderen Leuten nicht auf die Füße zu treten, und die eigene Gruppe nicht zu gefährden. Aber auch privat gibt es immer noch viele Dinge, um die ich ein Geheimnis mache, auch wenn mir das Magenschmerzen bereitet. Z.B. von meinem Stammtisch und allem was sich darum dreht wissen auch heute nur ein paar gute Freunde und Kollegen - und auch die reagieren sehr unterschiedlich darauf.

Warum eigentlich? Weil es viel schwerer ist mit der Wahrheit umzugehen, als man anfangs denkt. Früher habe ich darüber den Kopf geschüttelt, mittlerweile respektiere ich es. Jeder Mensch kommt irgendwann mal an seine Grenzen. Auch ich.

Donnerstag, 5. März 2009

Die Jugend

Ich hab vor zwei Tagen ein Gespräch meiner Kollegen mitverfolgt, in dem sie erst auf das Thema Familienplanung kamen, und in nahezu fliegendem Wechsel dann dazu übergegangen sind über die Jugend zu lästern.
Respektlos sei sie, verwöhnt, schamlos. Sie werden immer früher schwanger und immer schneller gewalttätig. Sie hängen nur noch von dem Computer, und sind faul und nichtsnutzig.

Ich hörte mir das so eine Weile an, und kam mir langsam vor wie im falschen Film. Zuerst einmal: von diesen Kollegen war der älteste gerade mal Mitte 30. Zum zweiten: wie kann man es schaffen, erst übers Kinder kriegen zu plaudern und dann über die Jugend herzuziehen? Wer will den Alltag packen, wenn er bereits vom Zuschauen von der Jugend überfordert ist?

Und wie kann es sein, dass man so schnell vergisst wie es war, jung zu sein? Ich erinnere mich auch nicht mehr an viel, ich weiß nur: es war eine beinharte Zeit, keineswegs so romantisch wie es rückblickend geschildert wird. Und natürlich hatte ich auch keinen Respekt vor meinen Eltern.
Und ich möchte auch nicht, dass meine eigenen Kinder mich respektieren. Wir hinterlassen der nächsten Generation eine furchtbar ungeordnete Welt, und sie haben allen Grund zu glauben, dass sie es besser hinkriegen werden als wir. Ich möchte irgendwann mal zu meinen Kindern aufschauen können, und nicht umgekehrt. Und je früher das passiert, desto besser.

Ich merke das an meiner Nichte recht deutlich. In vieler Hinsicht ist sie aufmerksamer, kleverer und vielseitiger als ich es je war. In 20 Jahren werde ich darüber ächzen wie schnell die Welt sich doch ändert, während sie das Leben mit einem Achselzucken nimmt wie es ist. Und das ist gut so.

Sonntag, 1. März 2009

Laufen

Heute war ich wieder auf Arbeit, und Samstag Arbeit schlaucht schon sehr. Vorallem wenn man wenig mehr als vier Stunden geschlafen hat.

Den ganzen Tag über hing ich ziemlich in den Seilen, und hab kaum was zu Stande gebracht. Aber als ich dann aus dem Geschäft vor die Tür gegangen bin, war er plötzlich da: der wohl erste richtige Frühlingstag diesen Jahres. Und ich bekam unheimlich Lust, zu laufen. Ich packte meine Jacke in den Rucksack, und lief einfach los: direkt vom Firmengelände aus Richtung Heimat.

Ne gute halbe Stunde habe ich bis nach Hause gebraucht. Eigentlich erstaunlich wenig, hätte die Strecke länger geschätzt. Ich bin jetzt schon viele Monate nicht mehr joggen gewesen, und ich bin vorallem von diesem Gefühl verblüfft, wenn man nach langer Pause wiedermal anfängt.

Erst fühlt es sich einfach nur gut an, weil die Lunge plötzlich richtig Luft bekommt. Dann wird es einem langsam warm, und man muss aufs Tempo acht geben. Dann fangen die Schmerzen an. Erst Knöchel, dann Unterschenkel, dann möglicherweise Rücken.

Das geht ungefähr eine viertel Stunde so, und dann schwindet plötzlich der Schmerz. Plötzlich ist der Körper auf Betriebstemperatur, und es wird nur ganz allmählich anstrengender. Gleichzeitig fühlt es sich so an, als würde der Körper sich von allem reinigen was ihn belastet: der Kopf wird klar, der Magen kommt in Bewegung, die Gelenke hören auf zu knirschen.

Erst zu Hause hab ich dann gemerkt, dass ich mich wohl doch überanstrengt habe. Ich bin todmüde ins Bett gefallen, und hab erstmal ein paar Stunden geschlafen. Aber was für ein schöner Frühlingstag! Endlich macht es wieder Spaß, vor die Türe zu gehen.