Freitag, 12. August 2011

Im Kaninchenloch

In Lewis Carrol’s “Alice’s Adventures in Wonderland” fällt Alice durch ein Kaninchenloch in eine bizarre, gegensätzliche Welt.

Das Werk ist ja uralt, und es gibt unzählige Interpretationen und und Variationen von dem Thema. Oft wird die Geschichte so gedeutet, dass sich alles in Alice’s Fantasie abspielt, und somit die bizarre Traumwelt ein innerer Spiegel ist. Alan Moore hat die Geschichte in “Lost Girls” als Geschichte über die weibliche Pubertät interpretiert, in “American McGee’s Alice” verarbeitet Alice als Patientin eines Irrenhauses in solchen Tagträumen ihre Schizophrenie. Es gibt also unzählige Interpretationen, und vielleicht ist das Buch schon deshalb seit gut 150 Jahren so erfolgreich, weil es nicht nur für Alice, sondern auch für den Leser ein so guter Spiegel ist.

Ich fühle mich gerade, als schaue ich gerade durch den Kaninchenbau. Bin nur noch unsicher, von welcher Seite. Die letzten drei Monate haben sich angefühlt wie fünf Jahre. Ich hab mich dabei ertappt, wie ich Freunde angeschnauzt habe warum sie sich nicht mehr melden, obwohl man erst vor zwei Wochen zusammen saß. Es ist nicht wirklich viel passiert, aber ich rotiere derzeit mit enormem Gewicht um mich selbst, und ich kann immer nur kurzfristig ausbrechen bis ich wieder in meinen inneren Orbit zurückfalle. Ich bin deshalb derzeit kein guter Gesprächspartner.

So wie wahrscheinlich Alice große Mühe hätte, anderen glaubhaft zu erklären was sie gesehen hat, so kann ich auch nicht wirklich beschreiben wo diese innere Schwere her kommt. Ich fühle dass da etwas ist, aber ich kann es – noch – nicht greifen. Vielleicht ist das ein gutes Zeichen. Vielleicht bekomme ich endlich Antworten auf ein Gefühl, was mich seit mindestens 20 Jahren plagt. Vielleicht bedeutet meine Schreibfaulheit in diesem Blog, dass er so allmählich sein Ziel erreicht, und sich selbst somit überflüssig macht. Vielleicht hat es auch gar nichts zu bedeuten, und dies ist einfach nur ein Ereignis wie eine seltene Sternenkonstellation. Vielleicht gibt es in der Mitte meines Orbits gar nichts.

So oder so: 2011 ist für mich kein Jahr wie jedes andere.

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