Sonntag, 10. April 2011

Nachts durch die Stadt

Es ist schon spannend, wie unterschiedlich Menschen sein können. Als ob mehrere Spezies auf dem selben Planeten leben würden, die nur zufällig alle ähnlich aussehen.

Ich war heute in einem Club. Gut, ich war nie der große Disco-Gänger. Aber heute stimmte irgendwie nichts: die Musik hat bei mir nicht gezündet, das Publikum war irgendwie nicht so meins, die Stimmung war für mein Gefühl eher bescheiden. Ich hab mich mit einer aus der Gruppe den Abend über ein bisschen unterhalten. Kurz bevor ich dann aufgebrochen bin, habe ich zu ihr gesagt: “Weißt du worauf ich jetzt richtig Lust hätte? Draußen an die frische Luft zu gehen, durch die Stadt spazieren und die Frühlingsnacht genießen.

Das konnte sie überhaupt nicht verstehen. Spazieren gehen in der Stadt?? Ich kenn ein paar Leute, die hätten bei dem Satz ihre Jacke gepackt, und wären mir gefolgt. Andere wiederum ganz offensichtlich nicht.

Ich hatte andersrum allerdings auch nie eine wirklich intensive Beziehung zu Musik. Gibt kaum Musik, die mich wirklich berührt. Vielleicht hat es damit zu tun, dass ich Musik oftmals als nervig empfinde, als ob alle anderen Sinne durch die Geräuschkulisse ertränkt würden.

Ich finde, nachts allein durch die Straßen zu laufen, hat irgendwie was magisches. So viel Platz nur für sich allein hat man praktisch nie. Und besonders gegen Mitternacht kommt oft eine ganz leichte Brise auf, und zusammen mit dem rabenschwarzen Himmel verliert man schnell jedes Gefühl für Raum und Zeit – und plötzlich, dann wenn man sich gerade auf irgendwelche belanglosen Details wie das Rauschen der Blätter oder die Neonreklamen konzentriert, dreht sich die Aufmerksamkeit plötzlich nach innen, und man sieht sich selbst in einer ganz ungewohnten Klarheit.

Wahrscheinlich ist das sehr typabhängig. Aber seit meiner Teenagerzeit hatte ich immer wieder das Gefühl, dass ich mich nicht so sehr auf die Parties freue, als auf den Moment danach – wenn man dann gemeinsam auf der Türschwelle sitzt, den Mond anstarrt, und einfach man selbst sein kann.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen