Donnerstag, 7. Januar 2010

Black Out

Ich habe gestern nacht etwas erlebt, was mir in meinem gesamten Leben nur einige Male passiert ist… mein Bewusstsein hat sich komplett abgeschaltet.

Ich habe mit einer Freundin gestritten. Auf die näheren Umstände will ich nicht eingehen, aber es sind ein paar Sätze gefallen die mich unheimlich aufgewühlt haben. All die Gefühle – Liebe, Enttäuschung, Einsamkeit, Verzweiflung – kamen alle auf einen Schlag hoch, und ich war für mindestens eine Viertel Stunde komplett unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.

Es war wie ein Nebel, der langsam hochsteigt. Ich habe am Anfang noch gemerkt, wie es langsam in mir hochkocht, und ich habe versucht es herunterzudrücken. Aber dann merkte ich doch wie es “überschwappte”, was für einen kurzen Moment Panik sorgte, und dann waren alle Gedanken weg.

Es war einfach alles weg. Wir saßen zu zweit in diesem Raum, und ich fühlte alles mögliche… aber mir fehlten die Worte. Ich konnte nichts sagen und nichts denken. Ich konnte sie weder wegschicken, noch ihr erklären was gerade vorgeht. Ich war nichtmal fähig, mir selbst darüber klar zu werden was ich gerade fühle – erst rückblickend in der Erinnerung ist das klar.

Zum Glück bin ich anscheinend der Typ, der einfach zittrig und traurig auf der Couch hocken bleibt wenn er austickt. Ich kann mich an einige Momente erinnern wo ich das selbe Gefühl hatte – aber wohl noch nie so lange. Normalerweise war das nach ein paar Sekunden vorbei.

Es ist irgendwie eine beunruhigende, und zugleich interessante Erfahrung. Vorallem direkt danach war mir das furchtbar peinlich, ausgerechnet vor einer Freundin so meine Kontrolle zu verlieren.

Aber was wenn jemand austickt, der eben kein so introvertierter Nerd ist wie ich? Ich glaube, niemand kann verstehen wie jemand im Affekt handeln kann, der nicht diesen bizarren Zustand völliger Gedankenlosigkeit erlebt hat. Unser Bewusstsein ist wohl viel zerbrechlicher und anfälliger als man glauben könnte.

2 Kommentare:

  1. Die meiste Zeit unseres Lebens beherrschen unsere Gedanken und Gefuehle den grossteil unseres Seins. Doch meistens ist immer noch ein Teil unseres Bewusstseins übrig der, wenn auch unbewusst, gewisse kontrolle ausübt. Doch wenn alle Kontrolle uns unter den Fingern hinwegrutscht, können, wie du sagst, die bizarrsten Reaktionen entstehen. Ich glaube du kannst froh sein dass du in keiner Weise gewalttätig geworden bist in einer solchen Situation, wie es wohl vielen gegangen wäre. Ich möchte nur erwähnen, wie ich es so oft tue, dass es einige Möglichkeiten gibt, wie man eine gesunde Kontrolle über seine Gedanken und Gefühle erarbeiten kann. Eine davon ist die Sahaj Marg - Meditation. Aus persönlicher Erfahrung heraus kann ich sagen, dass sogar wenn mich etwas merkbar mitnimmt, ich doch seit ich dies praktiziere nie mehr einen solchen Moment von totaler "Verlorenheit" erfahren habe. Doch ich kenne das Gefühl durchaus und weiss ich war ein sehr unangenehmer Zeitgenosse, wenn es damals zur Geltung kam!

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  2. Naja, in dem Fall gibt es einen sehr konkreten Grund für den "Blackout". Ich hab da ein Jahr lang meine Gefühle unterdrückt um eine Freundschaft nicht zu gefährden - und irgendwann hat sich halt mein Unterbewusstsein für ein paar Minuten sich seinen Weg gebahnt.

    Deshalb bin ich groteskerweise für diesen Blackout sogar ein bißchen dankbar - weil ich so gemerkt habe: ich kann so einfach nicht weitermachen. Das hat mich gezwungen, mich mehr mit mir auseinanderzusetzen.
    Auch wenn mir nicht alles gefallen hat was ich gesehen habe: ich glaube es war wichtig, dass ich auch diese andere Seite an mir gesehen habe.

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